<183>Dreißig Lakaien sprangen wie besessen
Mit leckren Schüsseln, die sie eifrig brachten.
In allen Farben sprüht es in den Bechern,
Der stürzt den Kapwein, wie man Wasser trinkt,
Der herben Pontac, der rubinrot blinkt,
Und sprühender Champagner löst den Zechern
Das Zungenband, macht sie zu wilden Sprechern.
Graf Saint-Ignon,1 in seinem Harnisch schwer,
Was schwatzt er für ein blödes Zeug daher!
Da, in der allgemeinen Heiterkeit,
Löst unserm Karlchen wie ein schwerer Bann
Sich von der Seele Gram und Herzeleid;
Schon fängt von seiner Liebsten jeder an.
Mein Karlchen lacht und lacht und trinkt und trinkt,
Sein Kopf ist bald von Weindunst ganz verblödet;
Er merkt nicht, wie ihm längst die Zunge hinkt,
Und schwatzt und prahlt und weiß nicht, was er redet.
Er zwinkert mit verklebten Äugelein,
Die Welt um ihn tanzt einen Ringelreihn;
Nun will er fort — doch es will nicht wie er,
Wie stehn ihm doch die Beine so verquer!
Er wackelt, purzelt, fuchtelt mit den Armen,
Bis ein paar Freunde seiner sich erbarmen;
Von denen wird er aufgesackt
Und in sein Federbett gepackt.
Die Trunknen schirmt der Himmel: sieh, da naht er,
Sein Beichtiger und Seelenheilberater;
Die Segensfinger zwei, die stets gereckten,
Zeichnen das Kreuz ob dem im Pfühl Versteckten.
„O heiliger Hieronymus! O Peter!“
Psalmengebrummel und Lateingezeter;
Davon wird unserm Sünder urbehaglich:
Gottlob, nun schlaf' ich endlich ein! Unfraglich!
Nichts ruft so schnell den Schlaf herbei
Wie eine schöne Litanei.
Man gähnt, in unserm Kopf wird's schwer und bleiern,
Man senkt das Kinn, und die Gedanken feiern,
1 Graf Franz Saint-Ignon, österreichischer Feldmarschalleutnant.