<19>Er brach das Joch des Schreckens, das er so lange trug,
Verwarf das einst Verehrte,
Durchschaute den Betrug,
Der seinen Geist mit Fabeln nährte.
Auf jenem tiefen Meere, durch das der Weise fährt,
Ist er mit seiner schwachen Vernunft allein bewehrt;
Der Himmel ist unendlich, das Wasser uferlos;
Umringt vom Grenzenlosen, fühlt er sich arm und bloß.
Unendlichkeit ist alles, er kann sie nicht verstehen
Und irrt durch Höhn und Tiefen, die seinem Blick entgehen.
Sein Auge ist geblendet, die Sinne fassen's nicht,
Doch reizen ihn die Schranken;
Er macht es sich zur Pflicht,
Durchs All zu tummeln die Gedanken.
Im letzten Ringen brachte Vernunft hervor die Seher;
Sie kamen dem Geheimnis der Gottheit nah und näher.
Dem Menschen offenbarend des Höchsten wahres Wesen,
Erleuchten sie die Erde, wie sie am Himmel lesen.
Sie rechnen, wie die Sterne im Raum die Bahnen schlingen,
Sie wissen zu den Quellen der Ströme vorzudringen,
Erspähn den Lauf der Winde und wägen selbst die Luft.
Sie unterwerfen alles,
Erforschen Höh' und Kluft,
Selbst die Gestalt des Erdenballes.
Mit kund'ger Hand im Prisma zerteilen sie das Licht,
Das sich in Himmelsbläue, in Gold und Purpur bricht,
Das sonst in Strahlengarben Phöbus zusammenhält
Und von dem Himmelsthrone herabschickt auf die Welt.
Der Anatom durchstöbert im zarten Menschenleibe
Die Nerven und die Adern, forscht, was das Uhrwerk treibe,
Entdeckt verborgne Federn, dem Laienblick verwehrt.
Elektrische Magie
Berührt uns und durchfährt
Den Leib mit wilder Energie.
Nun naht auch meine Göttin, Beredsamkeit, die hehre,
Daß sie die goldnen Tage der Römer uns beschere,
Dem dumpfen Schweigen wieder die holde Stimme gebe