<206>„O, gib es nicht zu, daß irgend einer
„Von den Heiligen, irgend ein schäbiger, kleiner,
„Mit ihnen treibt seine groben Possen!
„Über sie all deine Fittiche breite,
„Denn du bist's, nur du, dem Hedwig sich weihte!“
So flehte ihr süßer Schmeichellaut.
Wann ward ein Frauenleib erschaut
So aufgelöst in rührendem Flehn!
Wer könnte der Einzigen widersteh?
„Weil du so bittest,“ sprach Gottvater da,
„So will ich willfahren deinem Begehr.
„Dir zu versagen ein williges Ja,
„Wär' selbst dem hyrkanischen Tiger schwer.“
Womit er zu Genoveva sich kehrt:
„Wohlan, du nimmst mein Flammenschwert,
„Das grause, damit in Vorzeittagen
„Mein Racheengel die Philister geschlagen,
„Und unterstützest in allen Dingen
„Der Preußenkrieger heldisches Ringen,
„Dieweil sie die Kinder und Kindeskind
„Von dir, mein reizendes Töchterchen, sind.
„Du, liebe Hedwig, sollst denn allein
„Die Herrin über das Schicksal sein:
„Schlag immer die stolzen Östreicherheere,
„Doch den gesegneten Deinen mehre
„Kriegesgewinn und Ehre,
„Ruhm und Gedeihn!“
Laut erscholl sein Machtgebot,
Viel herrischer denn Donnerklang;
Durch Mark und Bein es allen Heiligen drang,
Schuf ihnen Verwirrung und Herzensnot.
Der Engel rief: „Ihr seid entlassen! Sogleich
„Verfüge sich jeder in sein Reich.“
Da ward geschoben, gestoßen, gedrängt,
Beim schleunigen Aufbruch der Heiligen all —