<209>Lange Gesichter bei allen.
Was litt das arme Karlchen für Pein
Unter dem Hohn des bissigen Stein!
Was ließ der an spöttischen Geistesblitzen,
Plumpen Späßen und boshaften Witzen
Auf unfern armen Lothringer flitzen;
Das machte die Runde
Von Mund zu Munde.
Schon hebt das Untier, der Vogel Klatsch,
Sich auf zum Weltenflug, um all den Tratsch,
All die Verleumdung auszustreun.
Das Scheusal scheint zu Anfang klein,
Doch eh' man's denkt, so reckt es sich,
Und auf zum Himmel streckt es sich,
Und stößt es da oben an mit dem Schädel,
So streift es die Hölle mit Klauen und Wedel.
Das fabelhafte Federvieh,
Es ruht sogar im Fluge nie:
Da schnappt es auf, was hie und da
Noch etwa in der Welt geschah,
Und was die Leute dazu sagen.
Es soll — was ich ein Wunder nenne,
Wie ich's unheimlicher nicht kenne —
Soll unter jeder Feder tragen
Augen, Ohren, Münder!
Von Aufgang bis zum Niedergang
Zieht's so die ganze Welt entlang,
Und was da wahr ist, doch nicht minder
Was nur geträumt, was nur erlogen,
Was ganz geheim, was niemand weiß,
Das schreit es aus und gibt es preis.
So kam's laut schreiend auch geflogen
Zum beiderseitigen Lagerfeuer,
Das niederträchtige Ungeheuer.
Das gute Karlchen seufzte schwer und tief.
„Ist das mein Lohn?“ der Wackre rief.
„So treu den Heiligen ergeben,
„Ernt' ich in diesem irdischen Leben