<222>Ein unschuldiges Mädchen, schmuck und fein.
Zu schweigen eines Haufens gelber
Dukaten — von denen schwiegen sie selber!
Als Räuber ist selbst der Pandurenkerl schlau;
Denn was er stiehlt und behält, das weiß er genau.
Gleich geht's ans Teilen: Franquini verfügt:
„Für uns die Mädchen! Ihr aber kriegt,
„Ihr Kerls, den ganzen Branntwein
„Und Schöps und Rind und Landschwein.“
Bald hallten und widerhallten die Höhlen
Vom Brüllen der Tiere, vom Quieken und Gröhlen.
„Schlaf hin, Schlaf her!“
Die Strauchdiebe lachten:
„Ein Schweindel zu schlachten,
„Das frommt uns mehr!“
Ein paar der fettesten unverweilt
Werden abgestochen und redlich verteilt.
Nun Holz herbei; schnell Stahl auf Stein,
Schon stieben die Funken drein,
Aufglimmt im Brand der Schwefelfaden,
Jetzt brennen die Lichte. Und um die Wette
Schmoren die Braten, gewickelt in Fladen
Von triefendem Fette.
Dann liegt man gemütlich
Und tut sich gütlich,
Ein jeder zufrieden mit seiner Portion
Wie die Helden von Ilion.
Jetzt bringt man die Mädchen dem rauhen Franquini,
So recht was für unfern Rinaldini!
Welch Schauspiel: Unter den Räubern allen,
Den verwilderten, solch ein junges Ding,
An dessen Lieblichkeiten hing
Jedes Auge mit Wohlgefallen.
Die Dame, die einstmals in Griechenland
Dem Menelaos durchgebrannt,
Die Wunderholde, derenwegen
Ganz Asien sich in Waffen geeint,
Und Priamos blutige Tränen geweint —