<228>„So habt Ihr ganz
„Die Götzen meines Vaterlands,
„Die der Gesellschaft und ihrem Leben
„Gesetz, Gestalt und Ordnung geben.
„Auch mir war dies Gesetz verbindlich:
„Ich trieb die Windbeutelei recht gründlich
„Und hatte, ob durch Fleiß, ob durch Geschick,
„Als Schürzenjäger und als Stutzer Glück.“
„Kann ich mir denken,“ meinte Franquini.
„Aber zum Teufel, man muß doch leben!
„Doch ich begreif' das Wovon und das Wie nie;
„Darüber, du aus dem Neste geschmißner
„Bastard, mußt du mir Aufschluß geben.“
„O, ich lebte als Kunstbeflißner:
„Schrieb Romane und Vaudevilles
„Jener Mache und jenen Stils,
„Wie sie an Trottel und Idioten
„Stets zu Paris wurden feilgeboten.
„Vieles, was damals kam in Mode,
„Es ist von mir: Die ,Geschwätz'gen Kleinode',
„Auch die,Empfindsame Prinzeß',
„Auch ,Acajou' — ein Buch, das indes
„Kein Mensch versteht; auch einen Versuch
„Über Katzen wagt' ich. Mein launig Buch
„Vom Bäuerlein, das sein Glück gemacht,
„Hat's gradezu zu Weltruhm gebracht,
„Und für meine,Bäuerin' hätt' man zuletzt
„Am liebsten mir ein Standbild gesetzt. 1
„Doch alles gar schön; Ehre hin, Ehre her!
„Ich hatt' mir mein Leben doch anders gedacht:
„Was hilft das Talent,
„Wenn's im Herdloch nicht brennt
1 In drastischem Scherze stempelt der König Darget zum Verfasser der neuesten erotischen Literatur. Es handelt sich um folgende Werke: „Les Bijoux indiscrets“ von Denis Diderot (1713—1784), „La sensible princesse et le prince Typhon“ von Mademoiselle de Ludert, „Acajou et Zirphile“ von Charles Pineau Duclos (1704—1772), „Histoire des Chats“ von Paradis de Moncrif (1687—1770), „Le Paysan parvenue “ von Pierre Carlet de Chamblain de Marivaux (1688—1763) und „La Paysanne parvenue“ von Charles de Fieux Chevalier de Mouhy (1701—1784).