<247>Den Darget, den sie gefangen,
Heil an Gesundheit und Leben
Sofort herauszugeben.
Zu welchem Ende die Klugen
Eine Gesandtschaft vorschlugen.
Man wählte Wortedrechsler, die gern
Sich reden hören, drei eitle Herrn
Mit Vollmachtschreiben. Ihr Führer, Camas,1
Wie der sich in seinem Amte sonnte,
Weil es ihm ja garnicht fehlen konnte,
Im Handumdrehn, mit Glanz und Gloria
Darget ins Lager heimzubringen!
Das muß seinem feinen Plan gelingen!
Die Furie der Zwietracht merkt den Plan und nimmt
Den Flug zum Feindeslager tiefergrimmt;
In einem nahen Wäldchen ging sie nieder,
Legt' ab ihr furchtbares Gewand, ihr schwarz Gefieder.
Nun wuchs auf ihrem Haupt schneeweißes Haar.
Das Angesicht durchfurcht von tiefen Falten,
So stellte sie sich, gleich dem kriegerischen alten
General von Wallis, unserm Karlchen dar,
Der grad' mit seinen jungen Herrn sich fröhlich unterhalten.
Da sprach die Vermummte: „Mein Prinz, das ist recht!
„Zwar geht bei uns alles hundeschlecht,
„Aber Ihr schlagt die Zeit mit Narrheiten tot,
„Überlaßt lustig alles dem lieben Gott!
„Und des feindlichen Heeres Palladion?
„Habt Ihr's gefangen? Ich seh' nichts davon!
„Schläft denn bei Euch der alte Schneid?
„Bald wird der Feind in edler Dreistigkeit
„Von Euch sich Darget wiederholen,
„Den Ihr ihm über Nacht gestohlen.
„Karlchen, ich sag' Euch, gebt Ihr ihm den,
„So ist's um Euren Namen geschehn!
„Drum neu den Ehrgeiz angeschürt,
„Der einst zu großer Tat geführt:
1 Paul Heinrich Camas de Tilio, preußischer Oberst (vgl. S. 157). Er war bereits 1741 gestorben.