<256>„Vom Leder zog ich und schlug gewandt
„Mit einem Iagdhieb dem grimmigen Vieh“ —

Hier fiel ihm Darget in die Rede und schrie:
„Was seid Ihr bloß
„Ruppig und seelenlos!
„Sowas von Undank! In einem Land,
„Wo man nur Liebes und Gutes fand,
„Schnöd hinzuschlachten einen Tartaren!
„Und sowas nennt Ihr einen Barbaren!“

„Halt's Maul, du Tropf!“ Franquini faucht.
„Ich habe sein Geld zur Reise gebraucht!
„Dann kam ich, mit Ehren empfangen, an —
„Wie's gebührte einer Persönlichkeit
„Von meiner Außergewöhnlichkeit —
„Im Lager des Thamas,Chouli-Khan.1
„Er lag wider den Mogul zu Felde grade;
„Ich durfte im Kampf aus besondrer Gnade
„Stets um ihn sein. Sein Heerlager schien
„Bis an den Horizont sich zu ziehn,
„Man zählte an Streitern eine Million.
„Dort herrscht die Zoroasterreligion,
„Geheimnisvoll, düster in Kult und Verehrung.
„Leicht war ich zu haben für eine Bekehrung,
„Wie sich's ziemt für einen Mann von Verstand
„So wird man heimisch im fremdesten Land;
„Habe sowas öfter schon durchgemacht,
„Hat stets sich gelohnt und mich weitergebracht.

„Bald brach mein Khan mit dem Heerbann auf,
„Der Ruf seiner Furchtbarkeit flog ihm vorauf,
„Und Delhi sah sich umschlossen
„Von persischen Streitern und Rossen.
„Da gab zum Sturme das Zeichen der Khan,
„Das ganze Heer griff auf einmal an.
„Ein Regen von Pfeilen, ein Hagelschauer
„Stob uns entgegen von jeder Mauer.


1 Schah Nadir von Persien. Vgl. Bd. II, S. 43.