<257>„Es regnete Tod! Doch von unseren Streitern
„Ward die Mauer besetzt mit tausend Leitern,
„Mit Schwert und mit Feuer drangen wir ein.
„Die Hunde will ich der Hölle weihn!
„Schreit Thamas im Blutrausch vor seinen Horden;
„Hei, da ging's an ein Morden!
„Die ganze Stadt in Vernichtung versank.
„Der Mogul, der fast im Blute ertrank,
„Tät derweilen mit großem Behagen
„Süßigkeiten knabbern und nagen.
„Ich selber natürlich, das müßt Ihr glauben,
„War unter den Ersten mit Sengen und Rauben.
„Als schließlich dem Würgen, dem Jammer, der Not
„Die Großmut des Thamas Einhalt gebot —
„Hm, dacht' ich mir, soll ich der Beute wegen
„Jetzt etwa Rechenschaft ablegen?
„Womöglich rausrücken meinen Raub?
„Da mach' ich mich lieber gleich aus dem Staub!
„So hab' ich denn wieder Reißaus genommen
„Und bin endlich zum Herrn aller Gläubigen kommen,
„In dem sich bekanntlich alles empört,
„Sobald er den Namen Perser hört.
„Damals geschah's, daß in Ungarland
„Von neuem die Kriegesfurie entbrannt':
„Der Kaiser, wie ein Blitz aus heiterem Himmel,
„Überfiel meine armen beschnittenen Herrn. 1
„Nun, Todesgefahr, Gerauf und Getümmel
„Halt' ich ja stets für mein Leben gern,
„Und so hat es mir nichts weiter verschlagen,
„Zu Mohammeds Ehre die Waffen zu tragen.
„Fragt nach, was dort bei Mehadia
„Für Heldenwerk durch mich geschah.
,„Doch bei Kornia war mein Kriegsglück zu Ende:
„Da fiel ich in derÖstrreicher Hände.
„Natürlich trug diese Lebenswende
„Mir wieder einen neuen Glauben ein:
1 Für den Krieg Karls VI. gegen Sultan Mahmud V. in den Jahren 1736—1739 vgl. Bd. I, S.158 ff.