<27>Ja, wenn es noch zwei Leben wären,
Zwei Menschenalter! Dann vielleicht
Dürft' man den Wahn schon eher nähren,
Der aufwärts zu den Sternen reicht!
Zu Götterhöhen keck entschweben
Möcht' euer kurzbemeßnes Leben —
Und seid doch all, ihr armen Toren,
Im Schlamm zu kriechen nur geboren,
Zu leben einen Augenblick,
Dann zu versinken — in das Nichts zurück!
Und Ihr? Ihr wollt nach Ruhm hienieden streben?
Wozu nach einem Glücke jagen?
Wozu des Himmels Ungunst wagen?
Glück ist ein heitrer Traum der Nacht,
Unglück ein Traum, der bang uns macht:
Was uns auf Erden widerfährt,
Sei's gut, sei's schlimm, es ist nicht wert
Der Freude oder Trauer
Bei unsrer Tage Dauer.
Was liegt mir da an Lust und Weh,
An Lieb' und Liebesnot? Ich seh'
Einen Faden gleiten und enden
In Atropos' Händen.
Glücksgüter, Würden, Ruhm und Ehren,
Was hoher Sinn nur mag begehren —
Gleißende Schemen, Dunst und Trug!
Wie Rauchgewölk im Wandelflug;
Im Wahrheitslicht
Wird all die luftige,
Schwebende, duftige
Morganaschönheit schnell zunicht!
Nichts hat Bestand,
Kein Reich, kein Land;
Das Mächtigste wie das Geringe
Erliegt dem Wandel aller Dinge.
Die Blindheit — tat sie von uns weichen!
Der Wahn, die Schwäche, die uns narrt: