Fünfte Szene
Bardus. Firlefanz. Martin
Bardus. Heran zu mir, einzige Hoffnung meines Hauses, Ebenbild deines Vaters! In meine Arme, mein teurer Sohn! (Sie küssen sich.) Nun, wie sieht's mit den Monaden? (Der Sohn blickt verlegen drein.)
Martin (mit zuvorkommender Mime). Gnädiger Herr, sie lassen sich ganz ergebenst
empfehlen.
Bardus (zu Martin). Mit dir spreche ich nicht. (Zu seinem Sohn:) Wie sieht's mit
den Monaden?
Firlefanz. Die Monaden, Herr Vater, werden immer noch so hoch geschätzt wie vormals.
Martin. O ja, gnädiger Herr! Wir schätzen sie außerordentlich!
Bardus. Hast du sie auch gründlich studiert?
Firlefanz. Herr Vater, die Monaden —
Martin. Die Monaden, gnädiger Herr, sind unglaublich teuer geworden.
Bardus. Was schwatzest du da? Die Monaden teuer geworden? Das versiehe, wer will!
Firlefanz. Die Sache ist nämlich die, lieber Vater —
Martin. Die Sache ist nämlich die, gnädiger Herr: man wollte uns zuviel dafür abnehmen.
Bardus. Zum Henker! Was soll denn das heißen? Firlefanz. Er meint, daß der Herr Professor mehr dafür verlangt.
Martin. Jawohl, gnädiger Herr. Das Stück Monaden ist so teuer geworden, daß wir keins kaufen konnten!
Bardus. Genug jetzt mit den Späßen! Doktor Difucius,1 mein Freund, hat mir fest versprochen, dich zu unterrichten und in unsere metaphysischen Geheimnisse einzuführen. Was macht übrigens seine Antwort auf das üble Machwerk, worin sein System widerlegt wird?
Martin. Er ist noch mit der Aufzählung seiner ersten vierundzwanzig Foliobände beschäftigt, gnädiger Herr. Er muß noch einen Haufen Korr — Korrouladen2 und Theoresen und Ar — Ar — Arge-Enten zusammenbringen.
1 Als König Friedrich das Lustspiel verfaßte, hatte er sich unter Maupertuis' Einfluß bereits innerlich von der Leibniz-Wolffschen Philosophie abgewandt. Mit dem verspotteten Doktor Difucius ist danach Christian Wolff selber gemeint. Vgl. für Wolff Bd. I, S. 215; II, S. 46 und VIII, S. 260.
2 Entstellt aus dem französischen Wort corollaire, das soviel wie Folgesatz bedeutet.