Zwölfte Szene
Nerine. Martin
Nerine. Da ist ja Martin. — Der kommt mir grade recht.
Martin. Nun, schönes Kind, sprechen wir denn niemals von unseren Privatangelegenheiten?
Nerine. Ich will schon, aber —
Martin. Da gibts gar kein Aber. Du hast mir's versprochen, daß du mich heiratest. Du willst mich doch noch? Oder hast du's auf einen andern? Bist du mir auch noch treu?
Nerine. Ich dir schon! — Aber eh ich dich nehme, stelle ich eine Bedingung.
Martin. Potztausend! Und die wäre?
Nerine. Willst du mich heiraten, so mußt du deinen Herrn aufgeben.
Martin. Das Opfer ließe sich ertragen. Aber warum das?
Nerine. Weil er ein brutaler Ekel ist. Die Manieren, die der Mensch hat! Die Reden, die er führt! Fluchen tut er wie'n alter Dragoner. Ein Narr ist er, weiß Gott, reif fürs Irrenhaus!
Martin. All die schönen Sachen haben wir an der Universität gelernt.
Nerine. O, ich hab' keinen schlechten Zorn auf die Universität. Ich begreife die Väter nicht, daß sie die jungen Herren hinschicken. Wenn sie da weiter nichts lernen!
Martin. Mein Schatz, du mußt auseinanderhalten, was die Professoren den jungen Leuten beibringen und was sie in schlechter Gesellschaft lernen.
Nerine. Ich muß garnichts auseinanderhalten. So viel weiß ich gewiß: ich will nicht, daß dein Flegel mein Fräulein heiratet; und um das zu vereiteln, brauch' ich deine Unterstützung. Bist du dabei, so bin ich die Deine.
Martin. Abgemacht! — Aber was könnte ich dabei tun?
Nerine. Sag mir: was ist eigentlich bei dieser Madame La Roche passiert?
Martin. Du wirst verstehen, mein Schatz —
Nerine. Sag mir's wenigstens ungefähr.
Martin. Nichts Neues, ich versichere dir's. Es war alles sehr gewöhnlich. Höchstens, daß Firlefanz der Karoline einen Wechsel über fünfzig Dukaten ausgestellt hat, zahlbar dem Überbringer, und daß die Karoline den Schein der Madame La Roche abgeben mußte. (Sie flüstern miteinander.)