<307> Argan. Ich bitte um Vergebung. Die Angelegenheit kann weit ernstere Folgen haben, als Sie sich vorstellen. Hier müssen wir alle erdenkliche Vorsicht aufwenden, um dem Unheil vorzubeugen. (Zu Nerine:) Ist Mondor noch bei meiner Frau?
Nerine. Jawohl, gnädiger Herr.
Argan. Rufe sie beide her!
(Nerine ab, um ihre Herrin und Mondor zu holen.)
Dritte Szene
Argan. Bardus
Argan. Wir wissen nur zu gut, wohin Händel dieser Art führen können. Wir haben Beispiele genug vor Augen. Ich bitte Sie, behandeln Sie die Sache nicht als Bagatelle. Helfen Sie mir, die drohende Gefahr abzuwenden!
Bardus. Niemand als dieser verdammte Schöngeist ist schuld an dem ganzen Radau. Werfen Sie den Kerl doch hinaus!
Argan. Es ist ein hochgebildeter junger Mann, von glänzenden Geistesgaben, wie ich sie noch bei keinem fand. Sein Charakter ist von einer Sanftmut —
Bardus. Schöne Sanftmut! Und insultiert mir meinen Sohn!
Vierte Szene
Argan. Bardus. Frau Argan. Mondor. Nerine
Frau Argan (zu ihrem Gatten). Du bringst mich heut noch um, Dickerchen. Der verfluchte Spektakel kostet mich meine Spielpartie heut abend. Nein, nein, wahrhaft tig, es ist die höchste Zeit, daß wir unser hochnäsiges Fräulein unter die Haube kriegen, sonst gibt's keine Ruhe mehr im Haus!
Argan. Ah! Da ist Mondor. Also brauchen wir nichts zu befürchten.
Bardus (wütend). Na, haben wir Sie also da, Herr Krakehler! Wie kommen Sie dazu, meinen Sohn zu insultieren? Wollen Sie uns nicht ein paar Verse zitieren, die zu derartigen Dummheiten einladen? Sie haben ja genug ungereimtes Zeug im Kopf!
Mondor. Ich sehe schon, Herr Bardus, Ihr Haß gegen die schöne Literatur verschlimmert noch den unseligen Streit, den ich mit Ihrem Sohn hatte.
Bardus (brummt zwischen den Zähnen). Lump, Halunke!
Argan. Mäßigen Sie sich doch, Herr Bardus! Wie kommt soviel Galle in eine Philosophenseele?