<38>Bis grinsend ihn der Tod von ungefähr
Mit seiner Hippe trifft und einen Erben,
Der Mangel litt und lauert' auf sein Sterben,
Mit Schätzen überhäuft! Noch ehe der
Ins Grab ihn bettet, leert er schon die Truhen
Und schlürft die Weine, die im Keller ruhen:
So weit kann Torheit einen Geist verblenden!
Doch wenn sich Geiz am eignen Leibe rächt,
Bedroht die Ehrsucht unser ganz Geschlecht.
Nach Größe strebt sie mit dem Dolch in Händen;
Ihr Planen und Vollbringen höhnt das Recht;
Zum Frevel wird der Tatendrang entstellt.
Solch schlimmer Hang, die Lust verderbler Seelen,
Wälzt Staaten um und siört die Ruh der Welt:
Ein Märchen will ich Euch davon erzählen.
Die schnöde Selbstsucht und der stolze Ruhm
Sahn einst auf Erden sich nach Narren um.
Da wurden Hirten, Bürgersleute, Priester,
Vornehme Herren, Krieger und Minister
Durch ihre schlimmen Gaben bald betrogen.
Am Weg bei einer Hütte sahn die beiden
Den Hirten Damon seine Schafe weiden.
Dem schlichten Jüngling war Natur gewogen:
Geist und ein fühlend Herz war ihm beschieden;
An Freiheit hing er, liebte Ruh und Frieden.
Weltfern, mit Phyllis nur und seiner Herde
Lebt' er beglückt auf seinem Stückchen Erde.
„Wie?“ sprach der Ruhm empört, „soll dieser Hirt
,Die Schmach uns antun, so mit Glück zu prunken?
„Wir haben manchem schon den Sinn verwirrt,
„Selbst Tugend, Weisheit sind oft hingesunken.
„Wie viele wären ohne uns beglückt!
„Doch hätten wir umsonst die Welt berückt,
„Umsonst entstammt der Kriegesfackel Glut
„Und uns gebadet in der Opfer Blut?
„Fürwahr, solang wir hier allmächtig sind,