<41>Schwer ist die Wahl; er geht auf Abenteuer.
Die Sucht, sich Ruf und Ehre zu erringen,
Macht ihn zum Musenschüler; sein Geschick
Steht glänzend, lockend stets vor seinem Blick.
Um rascher ans ersehnte Ziel zu dringen,
Kürzt er durch Feuereifer sich die Wege;
Der Genius leiht ihm seine starken Schwingen.
Bald ist er allbekannt — doch als Kollege
Kommt er den schönen Geistern ins Gehege.
Die Verseschmiede und die Schreiberseelen
Verfolgen ihn mit ihrem gift'gen Schmälen;
Aus seinen Richtern spricht der nackte Neid.
Rasch wird ihm diese Art des Ruhmes leid:
Gehüllt in Schweigen, müde des Geschreis,
Gibt er den eignen blinden Eifer preis.
Damon verläßt des Pindus Höhn; sein Sinn
Strebt höher nun — zur Heldenlaufbahn hin.
Seit er zu Mars und zu Bellona schwört,
Trotzt er dem Zufall, hält Gefahren stand,
Beschirmt den Thron und rächt sein Vaterland.
Er führt zum Sturm, hat Wall um Wall bezwungen;
Der Stab wird sein, der manches Hirn verstört;
Den Siegen folgen die Eroberungen —
Noch ein paar Siege mehr und ein paar Glieder minder,
Und Damon gleicht des Brutus Überwinder. 1
Doch andre spinnen Ränke; scheeler Neid
Begeifert ihn mit seinem Gift und raubt
Den Siegeslorbeer von des Jünglings Haupt.
Was er vollbracht, nicht seiner Tüchtigkeit
Schreibt man es zu — der Dummheit der Rivalen.
Dafür, daß er das Vaterland befreit
Aus höchster Not, soll er nun Buße zahlen.
Sein Tatendrang weckt des Ministers Groll;
Ein Sieg noch und sein Sturz ist ausgemacht.
Verspritzt er auch sein Blut in mancher Schlacht,
Es macht der Undankbaren Zahl nur voll.
1 Marcus Antonius besiegte 42 v. Chr. bei Philipp Marcus Iunius Brutus, der sich darauf selbst den Tod gab.