<49>Sehn hundert gierbetörte Opfer nicht,
Wie in dem Tiegel all ihr Gut verraucht!
Ein Astrologe liest ein Strafgericht
Am Himmel und ein unheilschwangres Morgen;
Das Volk, verstört und stumm, ist voller Sorgen
Vor den Gefahren, die Saturn ihm droht.
Es wähnt, daß Gott, als Vorspiel großer Not,
Der Elemente feste Ordnung stört.
Wie? Stumme Sterne reden gleich Propheten?
Die Welt geht unter, zeigen sich Kometen?
Ich kenne manche, die der Wahn betört
Von Geistern und Vampiren, die uns plagen.
Nachts sehn sie jeden Schatten als Gespenst.
In stetem Grausen, das an Wahnsinn grenzt,
Und immerzu von Spuk beängstigt, klagen
Sie Tote an, den Lebenden zu schaden!
Allein mit Aberwitz noch mehr beladen
Ist spielend leicht betrogner Wunderglaube.
Das blöde Volk fällt jedem Schelm zum Raube,
Der mit Orakeln listig es belügt,
Durch Gaukelspiel von Wundern es betrügt.
Geh alle Zeiten durch und alle Lande:
An wunderlichen Kulten ist kein Mangel
Von Rom bis Peking, Memphis bis Archangel,
Daran die Menschheit hängt zu ihrer Schande.
Stets trieben Pfaffen ihr verruchtes Spiel
Mit unsrer armen Welt, der glaubenstollen;
Der Weihrauch dampfte vor dem Krokodil,
Verehrt ward alles bis zum Zwiebelknollen. 1
Schmach über Schmach! Selbst die Germanen brachten
Grausamen Göttern ihre Huldigung dar,
Und Menschenopfer sah man am Altar,
Um jener Götzen Zorn zu stillen, schlachten.
Doch hielt in ihrem Wahn die Welt noch Frieden;
1 Vgl. Bd. I, S. 190.