<64>Nichts, nichts als Jammerbilder sah man dort:
Mit düstren Trauerfackeln, wehndem Flor
Wird hier ein ganz Geschlecht zu Grab geleitet;
Und all die Trauernden, die diesen
Die letzte Liebe heut erwiesen,
Wer weiß, wer weiß, ob nicht zur Stunde
Im gleichen kühlen Friedhofsgrunde
Ihr eigen Grab so gut wie schon bereitet?
Scheut auch der Fuß vor den gehäuften Leichen,
Allüberall die gleichen Schreckenszeichen!
Wohin nur fliehen! Wohinaus sich retten!
Denn dort wie hier, allüberall bedroht
Das Auge der Tod,
Entheiligt selbst der Andacht Weihestätten,
Als müßte einem Gräberfelde gleichen
Die unglücksel'ge Königsstadt! 1
Kein Zweifel mehr: die Pest, sie hat
Vernichtung den preußischen Landen geschworen.
Sie hatten vom alten Stamm ihrer Bürger
Durch den wütenden Würger
Bereits so grausam viele verloren,
Daß schier das ganze Preußenland
Eine Einöde worden, ein wüster Strand.

Vielleicht, daß die Seuche dann müde geworden
Von all dem Morden;
Vielleicht, daß des Giftes tückische Kraft
Mählich doch sich erschöpft, erschlafft:
Genug, als das Unheil sein Ende gefunden,
Begann das arme Preußenland
Unter Friedrich Wilhelms gesegneter Hand
Neu zu gesunden.
Was von den Bürgern der Gefahr —
Ach, wenig genug! — entronnen war,
Das holte im allgemeinen Gedeihn
Wundersam schnell das Verlorene ein.
Mutter Natur, der wir leid getan,
Nahm sich auf ihre Art unser an:


1 Anmerkung des Königs: „Königsberg.“