<70>„Ins Chaos fiele sonst die Welt zurück,
„Die ich durch feste Regeln weise lenke.
„Alles bedacht' ich, kann nichts umgestalten;
„Fügt Euch in Euer Los, das ich Euch schenke:
„Was Ihr Euch wünscht, ist andren vorbehalten.
„Wenn ich nicht fühllos Euren Wünschen bliebe,
„Zuchtruten bänden Euch die eignen Triebe!
„Du junger, vorwitziger Offizier,
„Ein andrer sieht an Deinem Platz: erfahren
„Sollst Du das Ende seiner Kampfbegier!
„Er liebte Krieg und suchte die Gefahren —
„Nun hat des Todes Sichel ihn gemäht!
„Du, dem der Sinn nach Nestors Alter sieht,
„Sieh dort den Greis! Wärst Du so hochbejahrt,
„Dir wär' das gleiche Schicksal aufgespart!
„Ihm macht nichts Lust noch Freude mehr; zuwider
„Ist ihm das Dasein; Alter, Siechtum nagen
„An seinem Lebensmark mit tausend Plagen,
„Und trübe schwelt des Geistes Leuchte nieder.
,Durch lange Qualen führt sein Weg zum Grabe.
„Hör', alter Krösus, mißvergnügter Narr,
„Dem seine Frau den Erben nicht gebar,
„Beim Nachbar sieh den Sohn und sein Gehabe:
„Ein Feigling ist's, entartet, undankbar!
„Du Menschenfeind, den Schrecknisse umnachten,
„Statt Bestushew sieh zwei Minister, dreister,
„Verruchter noch, der Zwietracht Höllengeister!
„O dämpft, Ihr Menschen, Euer hitzig Trachten!
„Stets blauer Himmel, Rosen ohne Dorn,
„Das ziemt Euch nicht, die Ihr am Staube hängt!
„Ich schuld' Euch nichts und Hab' Euch oft beschenkt.
„Für Wohltat fühllos, fürchtet meinen Zorn!“
Sprach's, und bei seiner Stimme Donnerklang
Der Tempel jählings mit dem Gott versank.
Die Pläneschmiede sahn, was ihre Wünsche galten,
Und sprachen demutvoll: „Gott möge walten!“ ...