<84>Und wußt' er auch der Sterne Weg zu weisen,
Gleich uns verstand er doch Johannes nicht.

Was geht's mich an, ob kluge Köpfe irren
Und ewig tappen in den Finsternissen!
Doch kann es den gesunden Sinn verwirren,
Wie jetzt von tollem Rausch dahingerissen
Ein mächtig Volk, das sonst so ruhig bleibt,
Die Freiheit liebt und friedlich Handel treibt,
Sich nun, durch eines Schelmes Rat verblendet,
Im Bund mit Holland gegen Frankreich wendet1...

So wird denn, was ein blöder Schurke schwätzt,
Zur Meinung einer unvernünftigen Masse.
Heut lobt sie Euch und tadelt Euch zuletzt
Und pendelt zwischen Gunst und blindem Hasse.
Selbst über Helden sitzt sie zu Gericht,
Doch deren wahres Wesen kennt sie nicht.

Mit blutiger Stirn, gefolgt von Kriegerscharen,
Reißt Mars das Tor des Ianustempels auf.
Man sieht die Schwerter aus den Scheiden fahren,
Man trägt die Fahnen vor im Sturmeslauf.
Dann nimmt das Volk für einen Herrn Partei
Und ftagt nicht, was der Grund des Kampfes sei.
So sah ich das betörte Volk der Deutschen,
Wie sie so blind den echten Freund verkannt.
Vergessen waren Österreichs Sklavenpeitschen,
Und für Theresia waren sie entbrannt.
Man schalt auf Kaiser Karl,2 auf Preußen, Bayern,
Es galt ja, den besiegten Franz3 zu feiern.

Wie drollig, wenn das Volk sich unterfängt,
Die Kriegskunst eines Helden zu verachten.
Wer nie ein Lager sah, nie eine Schlacht gelenkt,


1 Es handelt sich um den Entschluß Englands im Frühjahr 1743, die Offensive gegen Frankreich in Deutschland zu ergreifen, und um den Anschluß Hollands (vgl. Bd. II, S. 126.136. 140.146). Diese Wendung wurde durch die Treibereien eines „Schelmes“, des Herausgebers der „Gazette de Cologne“, namens Rodérique, herbeigeführt.

2 Kaiser Karl VII.

3 Großherzog Franz Stephan von Toskana, der Gemahl Maria Theresias.