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Vorwort

Im Mittelpunkte des ganzen Gedichtes sieht der Marquis Valory.179-1 Die Fabel setzt voraus: Ihm ward die Wundergabe zuteil, daß er durch seine Gegenwart das Preußenheer unbesiegbar macht. Die Heiligen, die sich überall einmischen, offenbaren dies Geheimnis dem Prinzen Karl von Lothringen,179-2 der darauf den Plan faßt, den Marquis zu entführen. Nach einigen mißglückten Versuchen fängt Franquini179-3 statt des Marquis dessen Sekretär Darget,179-4 der in diesem Gedicht ebenfalls eine bedeutende Rolle spielt. Die Preußen, die Valory und der Dämon der Zwietracht anstacheln, den angeblichen Schimpf zu rächen, liefern den Österreichern eine blutige Schlacht, bei der selbstverständlich auch die Heiligen mittun. Die Preußen behaupten das Feld, ihr Siegespreis ist die Auswechslung Dargets gegen einen gefangenen österreichischen General. Prinz Karl verzichtet auf seinen Plan, Valory zu entführen: das Komplott ist zu Ende und die Harmonie wiederhergestellt.

Sollte einen böswilligen Leser diese Fabel für ein Heldengedicht nicht heroisch genug bedünken, so sei er auf das berühmte Gedicht vom „Rattenkrieg“ 179-5 verwiesen, auf Boileaus „Lutrin“ oder auf Gressets Papageienepos.179-6 Wenn all diese unsterblichen Leistungen ihn keines Besseren belehren, so muß sich der Verfasser mit der Gewißheit trösten, daß die Nachwelt nie und nimmer aufhören wird, ein Werk zu bewundern, das eine Verschmelzung aller Epik von Noah bis auf unsere Tage herab bildet. Sein Gewicht noch zu mehren, soll dem Werke ein Abdruck der begeistertsten Zuschriften vorangestellt werden, die beim Verfasser über seine Leistung voraussichtlich einlaufen. Und wenn Herr Euler179-7 bei seinen mathematischen Berechnungen ein Auge drangab, so wird ihn die schwierige Aufgabe wohl noch das andre kosten, die Masse der Lachsalven festzustellen, die unser tiefgründiges Gedicht in der Welt beim Lesen hervorruft.


179-1 Marquis Veit Heinrich Ludwig Valory, französischer Gesandter am Berliner Hofe.

179-2 Feldmarschall Prinz Karl Alexander von Lothringen, der Bruder des Großherzogs Franz Stephan von Toskana, des Gemahls Maria Theresias, führte den Oberbefehl über die österreichische Armee, die den Preußen im Herbst 1745 in Böhmen gegenüberstand. Vgl. Bd. II, S. 166; VI, S. 431.

179-3 Oberstleutnant Franquini kommandierte ein österreichisches Freikorps.

179-4 Claude Etienne Dargel (vgl. S. 133),

179-5 Gemeint ist Homers Froschmäusekrieg.

179-6 Jean Baptisie Louis de Gresset (1709—1777), französischer Dichter, Verfasser des Epos „Vert-Vert“.

179-7 Leonhard Euler (1707-1783), berühmter Mathematiker und Mitglied der Berliner Akademie.