<6> fassendes schriftliches Zeugnis seiner Hand zu den klassischen Heiltümem unserer Literatur eingegangen wäre.
Zeit seines Lebens hat Menzel von sich und seinen Werken wenig hergemacht; die paar Weggenossen sind gestorben, als es noch nicht sonderlich notwendig schien, gerade ihre Erlebnisse mit Menzel bis ins Einzelne aufzuzeichnen, und diese Erlebnisse waren vermutlich auch mehr äußerlicher Natur — wie sich aus dem besten Erinnerungsbuch, das wir über Menzel von einem seiner Freunde haben, erkennen läßt: Paul Meyerheims Memoiren sind eine liebenswürdige Sammlung interessanter Schnurren.
So sind wir, wenn wir die Begebenheiten dieses neunzigjährigen Lebens erforschen und seinen Geist beschwören wollen, im Wesentlichen auf die sorgfältig gesammelten Reste von Menzels Briefwechsel angewiesen. Leider klaffen die Lücken des Briefbesiandes gerade an den für manche Untersuchungen entscheidenden Stellen; und vor allem: es fehlen die Gegenbriefe. Immerhin — das, was durch die ausgezeichneten Veröffentlichungen von Tschudi und Hans Wolff und durch mancherlei Privatpublikationen ans Licht gekommen ist, genügt, um sich von Menzels Wesenszügen einen Begriff zu machen. Ein durch alle Wetter des Lebens standhafter, wortkarger innerer Stolz; ein Arbeitsernsi, den keine Mühe bleichet; eine schwärmerische, an die Zeiten der Romantik gemahnende sprackreiche und werktätige Liebe zu seinen Geschwistern und Geschwisterkindern; und über alledem ein geradezu genialer, in barocken Einfällen blitzender Humor, der sich besonders zu seinem Herzensfreunde, dem StabsarztPuhlmann in Potsdam, sprudelnd äußert — das waren die wesentlichen Elemente von Menzels Natur.
Facettenstrahlungen dieses Kernes konnte auch noch beobachten, wer das Glück hatte, Menzel wenigstens in seinen letzten Jahren zu kennen. Sein starkes Ich war eben unwandelbar; wie es denn auch bemerkenswert ist, daß seine Handschrift durch die Jahrzehnte sich kaum verändert hat.