<109>dafür, daß sein Regiment bei den jährlichen Heerschauen und Musterungen sich stets als eins der schönsten und geübtesten auszeichnete; und er hatte die Genugtuung, daß der König ihm vor der versammelten Generalität seine Zufriedenheit bezeigte. Auch war ein solcher militärischer Eifer das beste Mittel, um diese und jene Äußerung des Mißvergnügens, das dem Könige noch immer von Zeit zu Zeit gegen Friedrichs geselliges und wissenschaftliches Treiben auftauchte, unwirksam zu machen. Ebenso wandte Friedrich alle Mittel an, um Rekruten von ausgezeichneter Größe und Schönheit an allen Enden der Welt für das Regiment, welches der König selbst führte, anwerben zu lassen. Auch suchte er durch allerlei kleine Geschenke, welche der Garten und die Ställe von Rheinsberg in die Küche des Königs lieferten, Zeugnisse seiner Aufmerksamkeit zu geben. Alles das war ihm durch die Regeln der Klugheit geboten; zugleich aber war es viel mehr, denn sein Gefühl gegen den Vater hatte sich durch die Anerkennung seiner unleugbaren Verdienste um das Land schon lange zu einer innigen Hochachtung gesteigert.
Auch ging in dem Charakter Friedrich Wilhelms selbst in den letzten Jahren seines Lebens eine merkliche Veränderung vor. So berichtete Friedrich u. a. selbst, im Dezember 1738, an einen Freund, der König habe von den Wissenschaften als etwas Löblichem gesprochen. « Ich bin entzückt », so fährt er fort, « und außer mir vor Freude gewesen über das, was ich gesehen und gehört habe. Alles Löbliche, was ich sehe, gibt mir eine innere Freude, die ich kaum verbergen kann. Ich fühle die Gesinnungen der kindlichen Liebe in mir sich verdoppeln, wenn ich so vernünftige, so wahre Ansichten in dem Urheber meiner Tage bemerke. » — Ein Jahr später konnte er einem andern Freunde von einer noch ungleich bedeutenderen Umwandlung im Charakter des Vaters, auf die gewiß die überlegene Geisteskraft des Sohnes nicht ohne Einfluß gewesen war, Nachricht geben. « Die Neuigkeiten des Tages », so schreibt er, « sind, daß der König drei Stunden lang täglich Wolffs Philosophie liest, worüber Gott gelobt sei! So sind wir endlich zum Triumphe der Vernunft gelangt. » Es war Wolffs Werk von der natürlichen Theologie, welches der König damals in einem Auszuge las. Auch war Friedrich Wilhelm in dieser letzten Zeit seines Lebens eifrig bemüht, seinen früheren Fehler wieder gutzumachen und den verbannten Philosophen wieder für sein Reich zurückzugewinnen. Dies sollte aber erst seinem Nachfolger gelingen.
Zur höchsten Ehrfurcht gegen die landesväterlichen Tugenden seines Vaters aber wurde Friedrich hingerissen, als er diesen im Sommer 1739 auf einer Reise nach Preußen begleitete und hier den Segen wahrnahm, den der König über eine gänzlich verödete Provinz, dieselbe, in die er jene vertriebenen Salzburger aufgenommen,