<143>Graf Gotter hatte indes Friedrichs Forderungen und Anträge nach Wien gebracht. Er bot Friedrichs Freundschaft, sein Heer, seine Geldmittel zum Schutze der Kaisertochter, seine Stimme für die Wahl ihres Gemahls, des Herzogs Franz von Lothringen, zum Kaiser; aber er verlangte dagegen ganz Schlesien. Solche Forderung fand kein geneigtes Gehör; eine der besten Provinzen des Staates für zweideutige Vorteile wegzugeben, schien allzu töricht. Die Kammerherren zu Wien bemerkten spottend, einem Fürsten, dessen Amt als Reichs-Erzkämmerer es sei, dem Kaiser das Waschbecken vorzuhalten, komme es nicht zu, der Tochter des Kaisers Gesetze vorzuschreiben. Doch ward weiter unterhandelt. Jene Forderung von ganz Schlesien war vielleicht nur in kaufmännischem Sinne gemeint gewesen; je weiter Friedrich in Schlesien vorschritt, um so mehr ließ er in der Forderung nach; bald verlangte er sogar weniger, als ihm zufolge seiner rechtlich ausgeführten Ansprüche zukam, aber alles war umsonst. England, gegenwärtig in nah befreundetem Verhältnis zu Österreich, bemühte sich aufs eifrigste, den österreichischen Hof zur Nachgiebigkeit zu bewegen; aber Maria Theresia sowohl als ihre Minister wollten auf keine Abtretung eingehen, solange Friedrich bewaffnet in Schlesien stehe. wolle er das Land räumen, so bot man ihm Vergessenheit des Geschehenen und das Versprechen, nicht auf Schadenersatz zu bestehen. So zerschlugen sich die Unterhandlungen bald.
Friedrich hatte dafür gesorgt, daß für die protestantischen Bewohner Schlesiens einige dreißig Prediger angestellt wurden. Dies erweckte beim Papst ängstliche Sorge, und er rief die katholischen Mächte zum Schutze gegen den ketzerischen « Markgrafen von Brandenburg » auf. Friedrich aber erließ eine Gegenerklärung, worin er Jedermann in seinen Staaten, und namentlich auch in Schlesien, bei seinem Glauben zu schützen versprach. Dies wirkte zur Beruhigung der besorgten Gemüter, und der Ruf des Papstes verhallte ungehört. Zugleich hatte Friedrich sich den russischen Hof günstig zu stimmen gewußt, und auch Frankreich äußerte sich gegen ihn auf eine verbindliche Weise. Nur England (Hannover) und Sachsen verbanden sich mit Österreich. Aber beide Staaten waren ungerüstet, und eine gegen ihre Grenzen aufgestellte Beobachtungsarmee unter dem alten Fürsten von Dessau hielt sie von ernstlichen Schritten zurück.
Gegen Ende Februar hatte sich die österreichische Heeresmacht, unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls Grafen Neipperg in Mähren gesammelt und rückte gegen Schlesien vor. Ein Teil der Truppen ward abgesandt, die Grafschaft Glatz zu decken. Die Vorbereitungen zum entscheidenden Kampfe begannen.
Gleichzeitig traf Friedrich wieder in Schlesien ein. Seine Absicht war, zunächst die Quartiere seiner Truppen zu bereisen und sich nähere Kenntnis vom Lande zu