<168>Im Mai des Jahres 1744 wurden Friedrichs Staaten durch ein neues Gebiet, Ostfriesland, vermehrt, als der letzte Fürst des Landes ohne Erben gestorben war. Zufolge einer aus den Zeiten des Großen Kurfürsten herrührenden Anwartschaft nahm Friedrich sogleich von dem Lande Besitz und empfing, durch Abgeordnete, die Huldigung am 23. Juni. Friedrich bestätigte die Gerechtsame und Freiheiten der Stände; Wohlstand und Zufriedenheit blühten schnell in dem Ländchen, das früher viel von inneren Fehden zu erdulden gehabt hatte, empor. Seine für den Seehandel günstige Lage machte es dem König besonders wichtig.
Unterdes hatte Friedrich mit scharfem Blicke den Gang der politischen Begebenheiten verfolgt und die weiteren Maßregeln getroffen, die seine eigne Sicherheit erforderte. Nach dem Abschluß des Breslauer Friedens hatte Österreich seine ganze Macht gegen die in Böhmen befindlichen französischen Armeen gewandt und das Land von ihnen freigemacht. Dann war das österreichische Heer gegen Bayern vorgerückt; es vertrieb den Kaiser, der inzwischen Gelegenheit gehabt hatte, von seiner Residenz Besitz zu nehmen, aufs neue. Die Bayern und Franzosen wurden bis an den Rhein gedrängt. Gleichzeitig hatte sich auch der König von England gerüstet und war mit bedeutender Heeresmacht den Franzosen in Deutschland gegenübergetreten. Er schlug sie am Main. Nun machten Frankreich und der Kaiser dem österreichischen Hofe vorteilhafte Friedensanträge, aber sie wurden nicht gehört; Maria Theresia dachte nur an die Absetzung des Kaisers, an dessen Stelle ihr Gemahl, der Herzog Franz, erwählt werden sollte. Vielmehr ward zwischen Österreich, England, Holland und Sardinien ein Bündnis zur Verteidigung und zum Angriff geschlossen (zu Worms, im September 1743); Sardinien war hiezu durch einige Abtretungen von seiten Österreichs bewogen worden. Als sich Maria Theresia gegen den König von England beklagte, daß sie fortwährend, wie früher gegen Preußen, so jetzt wieder zu Abtretungen genötigt werde, schrieb ihr Georg II. bedeutungsvoll zurück: « Madame, was gut zu nehmen ist, ist auch gut wiederzugeben. » Friedrich erhielt eine Abschrift des Briefes und verstand die Warnung, die auch für ihn darin lag.
Noch deutlicher wurde ihm die Absicht der Verbündeten, als auch Sachsen dem Wormser Bündnisse beitrat und Friedrich von den, zwar geheimgehaltenen Artikeln des Bundes Kunde erhielt. Darin verpflichteten sich die Teilnehmer zur wechselseitigen Gewährleistung ihrer Besitzungen auf den Grund gewisser namhaft gemachter älterer Traktate, unter denen aber der Bestimmungen des Breslauer Friedens auf keine Weise gedacht war. Die geheimen Verhandlungen aus jener Zeit zeigen es in der Tat klar genug, daß Friedrich jetzt nicht länger müßig zuschauen durfte, ohne sich selbst der größten Gefahr auszusetzen.