<239>Indes sah England sehr wohl ein, daß es, beim Ausbruch eines Krieges mit Frankreich, ungleich vorteilhaftere Resultate gewinnen würde, wenn es den Frieden auf dem festen Lande erhalte, und daß im Gegenteil Österreichs Bemühungen nur dahin gingen, einen solchen Krieg, gegen Friedrich, zu erregen. Auch erkannte es, daß Friedrich ebenso nur den Frieden wünsche; denn in der Tat strebte dieser, dem der Ruhm und der Erwerb der ersten Kriege durchaus genügten, auf keine Weise, Gelegenheit zum Bruche mit seinen Nachbarn zu geben. Auch gab er davon, schon gegen Ende des Jahres 1754, an Frankreich ein hinlängliches Zeugnis, als er von dort zu einer Unternehmung gegen Hannover aufgefordert ward. « Es gibt dabei », so ward dem preußischen Gesandten in Paris gesagt, « etwas zu plündern: der Schatz des Königs von England ist gut gefüllt, der König von Preußen braucht ihn nur wegzunehmen. » Friedrich hatte darauf antworten lassen, daß man dergleichen Anträge vielleicht sehr schicklich bei anderen vorbringe, daß er aber bitte, einen Unterschied unter den Personen zu machen. Auf solche Gesinnungen versuchte England eine Annäherung an Friedrich, um ein freundschaftliches Verhältnis zustande zu bringen, und die beiderseitigen Interessen begegneten sich so wohl, daß am 16. Januar 1756 ein wirkliches Schutzbündnis zwischen beiden Mächten geschlossen ward. Dabei hatte man freilich sehr bestimmt darauf gerechnet, und die Kabalen am russischen Hofe hatten es zu bestätigen geschienen, daß Rußland auf Englands, somit auch auf Preußens Seite treten würde.
In den Tagen, als der Abschluß dieses Bündnisses erfolgte, war ein neuer französischer Gesandter bei Friedrich anwesend, der ihm den Antrag zur Erneuerung jenes früheren Bündnisses mit Frankreich, das eben jetzt zu Ende lief, machte und ihm als Lohn die Oberherrschaft über — die Insel Tabago in Westindien verhieß. Den letzteren, stark abenteuerlichen Vorschlag nahm Friedrich nur als einen Scherz auf; im übrigen sprach er seine Absicht aus, daß er entschieden nur den Frieden erhalten wolle und daß er aus diesem Grunde jenes Schutzbündnis mit England geschlossen habe. Durch diese Erklärung aber fand sich der französische Hof empfindlich gekränkt, und man beklagte sich laut über die « Abtrünnigkeit » des preußischen Königs.
Dies führte schnell zu einer Verbindung zwischen Frankreich und Österreich. Schon lange hatte Kaunitz, die laue Stimmung Englands berücksichtigend, mit kluger Geschicklichkeit auf ein solches Ziel hingesteuert und alles dazu vorbereitet. Schon gleich nach dem Frieden von Aachen hatte er Anträge solcher Art gemacht, die zunächst zwar von dem französischen Ministerium zurückgewiesen wurden, die aber, als man sie wiederholte, wenigstens dem Gedanken an die Möglichkeit einer solchen