<314>

DREISSIGSTES KAPITEL Fortsetzung des Feldzuges von 1758. Zorndorf.

Es gehört zu den Eigentümlichkeiten des Siebenjährigen Krieges und zu denjenigen Umständen, die Friedrich vorzugsweise Gelegenheit gaben, seine Feldherrngröße zu entfalten, daß er fort und fort von einem Unternehmen zu dem andern eilen mußte, daß er den Gegnern, die ihn auf verschiedenen Seiten bedrängten, nicht anders die Stirn bieten konnte, als indem er rastlos mit seiner Armee die weitesten Märsche machte und hiedurch die geringe Zahl seiner Truppen vielfach verdoppelte. Das vorige Jahr hatte ihn in Böhmen, in der Lausitz, in Thüringen, Sachsen und Schlesien gesehen; jetzt war er kaum aus Mähren und Böhmen zurückgekehrt, als er wiederum genötigt war, sich unverzüglich nach der entgegengesetzten Seite zu wenden. Die Russen hatten, unter dem Kommando des Feldmarschalls Fermor, ihr schwerfälliges Heer in Marsch gesetzt, waren langsam durch die nördlichen Provinzen des damaligen Polens (Westpreußen und Posen) gezogen, hatten am 2. August die Grenzen der Neumark überschritten und bedrohten nun das Innere der Staaten Friedrichs mit all den Greueln, welche ihre ungeregelten Kriege mit sich führten. Denn so mäßig sie sich in Preußen, das fortan als eine russische Provinz gelten sollte, betragen hatten, so wilde Bar-