<315>bareien übten sie an denjenigen Orten aus, die sie als feindliche Besitzung anerkannten. Brand, Blut und Elend bezeichneten ihre Schritte; die blühenden Fluren, über die sie gezogen waren, lagen als eine Wüste hinter ihnen.
Als die Russen sich den märkischen Grenzen näherten, war ihnen jenes Armeekorps entgegengezogen, welches im vorigen Jahre in Preußen gekämpft hatte und jetzt, unter dem Befehl des Grafen Dohna, die Schweden in Stralsund eingeschlossen hielt. Zu schwach jedoch, um gegen die Übermacht der Feinde etwas Entscheidendes unternehmen zu können, lagerte sich Dohna an der Oder und begnügte sich, das linke Ufer des Flusses zu decken und die Besatzung der Festung Küstrin zu verstärken, als Fermor mit seiner Hauptmacht gegen dieselbe vorrückte. Eine regelmäßige Belagerung dieses Ortes ließ die nächste, sumpfige Umgebung nicht zu; wohl aber hoffte Fermor, die Besatzung durch ein Bombardement zur Übergabe zu zwingen und auf diese Weise einen festen Waffenplatz an der Oder zu gewinnen. Eine ungeheure Menge von Bomben und Granaten wurde am 15. August in die Stadt geworfen, so daß alles in kurzer Frist in Flammen aufging. Die Einwohner der Stadt und die Menge der Bewohner des Landes, die hinter den Wällen von Küstrin Schutz gesucht vor den barbarischen Horden, sahen all ihre Habseligkeiten den Flammen preisgegeben und konnten nichts als ihr Leben retten, indem sie sich über die Oder flüchteten. Fermor ließ mit dem Bombardement so lange fortfahren, als nur noch Brandgeschosse in seinem Lager vorhanden waren. Doch war seine Absicht umsonst. Die Festungswerke blieben unversehrt; und als nach fünf Tagen der Kommandant zur Übergabe aufgefordert ward, mit dem Androhen, daß man, wenn die Übergabe nicht erfolge, sofort zum Sturme schreiten und die ganze Besatzung niedermetzeln würde, so erklärte jener, daß er sich bis auf den letzten Mann zu verteidigen gedenke.
Unterdes war ein besonderes Korps der russischen Armee gegen Pommern gesandt und die schwedische Armee aufgefordert worden, in Übereinstimmung mit den russischen Truppen vorzuschreiten. So hatte die Gefahr den höchsten Punkt erreicht. Doch verfuhren die Schweden äußerst langsam, und zwar auf den Rat des französischen Gesandten, dessen Wunsch es war, daß sie, um die französischen Armeen zu unterstützen, ihren Marsch gegen die Elbe wenden möchten. Und schon war der Retter nahe. Am 21. August traf Friedrich im Lager des Grafen Dohna, Küstrin gegenüber, ein und brachte 14,000 Mann seiner erprobten schlesischen Armee mit, die er, auf die Nachricht der drohenden Gefahr, der Sommerhitze zum Trotz in fliegenden Märschen von der böhmischen Grenze herübergeführt hatte. Gleich nach seiner Ankunft musterte er das Korps des Grafen Dohna. Der stattliche Aufzug, in dem dasselbe an ihm vorüberzog, fiel ihm auf; er wandte sich zu Dohna und