<330>Die Nacht brach ein, und der zu diesem Unternehmen bestimmte Teil des österreichischen Heeres machte sich, in größter Ordnung und Stille, auf den Marsch. Auch dafür hatte man gesorgt, daß selbst der Schall der Tritte und das Rasseln der Kanonen dem Ohre der preußischen Vorposten fern blieb. Eine Menge Arbeiter waren in den Waldungen angestellt, die jenen Schall durch unaufhörliches Fällen von Bäumen, durch lautes Anrufen und Singen übertäuben mußten. Im preußischen Lager hörte man diesen Lärm und glaubte darin eine Fortsetzung jener ängstlichen Befestigungsarbeiten zu erkennen. Unbesorgt begab man sich zur Ruhe, und als auch einzelne Offiziers-Gesellschaften, die sich bis drei Uhr morgens mit Musik ergötzt hatten, verstummten, so breitete sich dunkle Nacht und tiefer Schlummer über das ganze Lager aus.
Die Turmuhr von Hochkirch schlug fünf, und plötzlich begann ein heftiges Gewehrfeuer auf die preußischen Posten, welche außerhalb des Lagers standen. Zu Anfang achtete man darauf wenig, denn in solcher Weise pflegten umherstreifende Panduren fast in jeder Nacht mit den Vorposten zu scharmutzieren. Als aber das Feuer heftiger ward, so griffen die nächsten Bataillone, größtenteils ohne Stiefeletten und Tornister, zu den Waffen und eilten dem Feinde entgegen. Es glückte ihnen, den Angriff zurückzuschlagen. Doch schlichen, als sie das Lager verließen, Kroaten und andere österreichische Truppen in dasselbe und feuerten nun in den Rücken der Preußen, während diese zugleich durch immer größere Übermacht von vorn bedrängt wurden. Ein furchtbares Gefecht erhub sich; Mann kämpfte gegen Mann, und da die Dunkelheit alle gegenseitige Erkennung verhinderte, so suchte ein jeder sich durch blindes Umherschlagen und Stechen, gleichviel ob gegen Freund oder Feind, zu verteidigen. Man tappte nach den Mützen der Gegner umher, und nur die Blechkappen der preußischen und die Bärenmützen der österreichischen Grenadiere gaben hier das Erkennungszeichen. Endlich mußten die Preußen weichen; nur mit großem Verluste konnten sie sich nach Hochkirch durchschlagen. Neue Bataillone kamen, gegen die Österreicher anzukämpfen; wieder drängten