<350>schränkten Armen dem herannahenden Verderben entgegen. Eilig sprengten die Husaren auf ihn zu. Nur mit Mühe konnte ihn der Rittmeister überreden, sich auf das Pferd zu werfen und auf seine Rettung bedacht zu sein. Endlich folgte er den Bitten des Offiziers und rief: « Nun, Herr, wenn Er meint, vorwärts! » Aber schon waren die Kosaken ganz nahe gekommen. Der Rittmeister wandte sich und schoß den feindlichen Offizier vom Pferde. Das machte die Verfolger einen Augenblick stutzen; Friedrich gewann mit seiner kleinen Schar einen Vorsprung, und jene vermochten ihn nicht wieder einzuholen.
Friedrich übernachtete in einem kleinen Dorfe an der Oder, in einer zertrümmerten Bauernhütte. Die Husaren hatte er ausgesandt, seine zerstreuten Truppen, soviel als möglich, zu sammeln. Nur der Page und ein Livreebedienter waren bei ihm; beide hielten abwechselnd vor dem Hause Wache. Einige Verwundete, die im Dorfe lagen, hörten von der Anwesenheit des Königs und kamen, den Wachedienst zu teilen, bis endlich eine größere Truppenzahl zum Schutze des Königs anlangte. Man hatte ihn selbst bereits tot geglaubt. Friedrich aber war überzeugt, daß, wenn die Russen irgend ihren Sieg benutzten, keine Rettung für ihn möglich sei. Gefangenschaft aber und die zu erwartenden schmachvollen Bedingungen, die sich an seine Freigebung knüpfen würden, gedachte er nicht zu überleben. Darum benutzte er die Nacht, seine letzten Verfügungen zu treffen. Prinz Heinrich sollte Generalissimus seiner Armee werden und diese seinem Neffen, Friedrich Wilhelm, dem fünfzehnjährigen Thronfolger, schwören. Der Hof und die Archive sollten aus Berlin, wohin er die Feinde auf allen Seiten in Anmarsch glaubte, geflüchtet werden. Dem Staatsminister, Grafen Finckenstein, schrieb er: « Ich habe keine Hilfe mehr, und, um die Wahrheit zu sagen, ich glaube, daß alles verloren ist. Überleben werde ich den Sturz meines Vaterlandes nicht. Leben Sie wohl auf ewig! »
So verzweifelt Friedrichs Lage war, so sehr er für seine eigne Person von jedem Augenblick das Schlimmste befürchten konnte, so fühlte sein Herz doch zugleich