<374>Friedrichs Gewalt über die Gemüter seiner Soldaten beruhte vorzüglich darin, daß er sich mit vollkommenster Vertraulichkeit zu ihnen herabließ und oft an all ihren kleinen Interessen teilnahm. Die Anekdoten, die man von seinem Leben erzählt, sind gerade an solchen Zügen besonders reich. Dafür redeten ihn aber auch all seine Soldaten gern mit seinem bloßen Vornamen an: « Fritz », oder, mit einem liebkosenden Beiworte: « Alter Fritz ».
Der Sieg bei Liegnitz war der erste Strahl des Glückes, der den preußischen Waffen seit geraumer Zeit wiederum leuchtete. Doch wäre damit, außer der erneuten Zuversicht der Armee, nur wenig gewonnen gewesen, wenn die Feinde sich ihrer noch immer sehr bedeutenden Übermacht erinnert und schnelle Maßregeln getroffen hätten, um Friedrich aufs neue in seinem Marsche aufzuhalten. Denn das hatte die Erfahrung schon oft genug gelehrt, daß Friedrich nicht gewohnt war, etwas halb zu tun. Auch jetzt machte er sich rasch die Verwirrung der Feinde zunutze. Noch an demselben Tage legte er mit seiner Armee drei Meilen zurück. In wenig Tagen war er mit der Armee des Prinzen Heinrich bei Breslau vereinigt. Daun zog sich furchtsam gegen die Gebirge hin, die böhmische Grenze zu decken; Soltikof folgte, verdrossen, dem Beispiel seines Bundesgenossen und ging mit seiner Armee bis an die Grenze von Polen. Der große Entwurf der Vereinigung beider gewaltigen feindlichen Armeen war zerstört.