<43>licherweise unentdeckt; doch hütete er sich, solange seine Besuche heimlich fortgesetzt wurden, je wieder in einem roten Rocke zu erscheinen.
Andere Dinge waren vielleicht noch in größerem Maße, wenn der König von ihnen Kunde hielt, schuld an seiner Erbitterung gegen den Kronprinzen. Der Besuch in Dresden war für Friedrichs Herz von schlimmen Folgen gewesen. Die Bilder, die dort vor seinem Auge vorübergezogen waren, die Genüsse, die er gekostet hatte, ließen ihm fortan keine Rast, und seine erwachte Natur forderte mit Ungestüm ihr Recht. Für einen Königssohn, mag er auch noch so eng bewacht sein, sind die Bande der Sitte immer leicht zu überspringen, wenn keine abmahnende Stimme des Innern ihn zurückhält; hilfreiche Hände sind für den Hochstehenden nur zu häufig bereit. Einen Vertrauten gewann sich der Kronprinz zunächst an dem Leutnant von Keith, einem Leibpagen des Königs, dessen sanfter, teilnehmender Charakter die bedrückten Verhältnisse des Prinzen mit Kümmernis ansah und der seine Stellung gern dazu benutzte, jenen so oft als möglich von dem Vorhaben und den Stimmungen des Königs zu unterrichten, wodurch denn mancher unangenehmen Szene vorgebeugt ward. Keith leistete auch bei den verliebten Abenteuern des Kronprinzen getreue Pagendienste. Das unregelmäßige Leben des letztern noch mehr zu begünstigen, diente zugleich der Umstand, daß um eben diese Zeit seine Hofmeister ihres bisherigen Dienstes entlassen wurden. Dies geschah auf den Rat des General Grumbkow, dessen österreichischen Interessen der Oberhofmeister, Graf Finkenstein, den die Königin zu dieser Stelle erwählt hatte, im Wege stehen mochte; er bedeutete dem König, daß der Prinz nunmehr in das Alter getreten sei, in welchem sich eine Aufsicht solcher Art nicht mehr zieme. An die Stelle der Hofmeister traten nun zwei Gesellschafter, die aber keine nähere Aufsicht zu führen hatten: der Oberst von Rochow und der Leutnant Freiherr von Keyserling. Letzterer, ein junger Mann von lebhaftem Geiste, anmutiger Bildung und der heitersten Gemütsart, wurde nachmals der innigste Freund des Kronprinzen; auch schon jetzt entwickelte sich ein näheres Verhältnis, doch wurde Keyserling nicht eigentlicher Vertrauter, wie es Keith war.
Das stete Zusammenhalten des Kronprinzen mit Keith war dem Könige aufgefallen und von ihm nicht mit günstigen Augen angesehen; Keith wurde nach einiger Zeit nach dem fernen Wesel in ein Regiment versetzt. Doch nützte diese Trennung wenig. Der Kronprinz fand bald einen zweiten Liebling an dem Leutnant von Katte, der für ihn ungleich gefährlicher war als jener. Katte wußte ebenfalls durch feine Bildung und Anmut des Gespräches einzunehmen, obgleich sein Äußeres wenig anziehend war und die zusammengewachsenen dunkeln Augenbrauen seiner