<465>auf den gefahrvollsten Wegen zu führen, wie den wiederholten Angriffen der Feinde mit standhafter Tapferkeit zu begegnen wußte. Friedrich hörte die Berichte über die Taten seines Neffen mit freudiger Genugtuung an. Als beide hernach zusammentrafen, ging er ihm mit der heitersten Miene entgegen und sagte: « Ich betrachte Sie von heute an nicht mehr als meinen Neffen, — ich sehe Sie als meinen Sohn an. Sie haben alles getan, was ich hätte tun können, alles, was man von dem erfahrensten Generale erwarten konnte. » Dann umarmte er den Prinzen mit vieler Zärtlichkeit. Dies Ereignis erweckte überall um so größere Freude, als man wußte, daß zwischen Frankreich und dem Thronfolger nicht eben ein innigeres Verhältnis obwaltete.
Friedrich hatte sein Hauptquartier noch auf böhmischem Boden, in Schatzlar, genommen, während die Quartiere, die er seine Truppen beziehen ließ, sich nach Schlesien hinein erstreckten. Hier blieb er bis Mitte Oktober und lebte, den widerwärtigen Eindruck des tatenlosen und doch so beschwerlichen Krieges von sich abschüttelnd, der edelsten literarischen Beschäftigung. Voltaire war im Frühlinge dieses Jahres gestorben. Friedrich hatte ihm lange verziehen und stand seit dem Siebenjährigen Kriege wiederum mit ihm im lebhaftesten Briefwechsel. Jetzt schrieb er eine Gedächtnisrede auf den Hingeschiedenen, die den ganzen Enthusiasmus seiner Jugendzeit atmet. Er ließ sie noch im November desselben Jahres in der Akademie von Berlin vorlesen.