EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL Friedrichs Regierung bis zum Siebenjährigen Kriege.
Mit erneutem Eifer widmete sich Friedrich, nachdem er seinem Lande den Frieden zurückerkämpft, der Sorge für das Wohl seines Volkes. Im großen wie im kleinen strebte er fördernd, ratend, helfend einzuwirken; alle Kräfte des Staates setzte er zu fröhlichem Wetteifer in Bewegung. Elf Jahre der Ruhe, die ihm zunächst vom Schicksale vergönnt waren, bereiteten ihm das freudige Gefühl, daß sein Streben nicht vergeblich gewesen sei.
Durch die Erwerbung Schlesiens hatte er seine Staaten um ein Dritteil vergrößert; jetzt ließ er es sich angelegen sein, auch im Innern seines Reiches neue Eroberungen zu machen. Wüste Strecken wurden urbar gemacht, zahlreiche Dörfer angelegt und mit Kolonisten bevölkert. Schon im Jahre 1746 begannen die großartigen Arbeiten in den Brüchen des unteren Odertales, die vor allen durch den glücklichsten Erfolg belohnt wurden. Als Friedrich, nach Vollendung dieser Arbeiten, auf dem Damme des Oderbruches stand und die blühenden Fluren überblickte, die auf sein Wort hervorgetreten waren, konnte er mit innerer Befriedigung sagen: « Hier ist ein Fürstentum erworben, worauf ich keine Soldaten zu halten nötig <203>habe. » — Auch in Ostfriesland wurde durch Dämme gegen die Fluten angekämpft und Land wiedergewonnen, das schon seit Jahrhunderten von den Meereswellen überspült war.
Ebenso wurden, um die Flußschiffahrt zu begünstigen, mancherlei Kanalbauten unternommen. Zu Swinemünde, am Ausflusse der Oder in die Ostsee, wurde ein Hafen angelegt und hiedurch Stettin zu einer wichtigen Handelsstadt erhoben; verschiedene andere Einrichtungen dienten vorteilhaft zur Begünstigung des Stettiner Handels. Emden wurde zum Freihafen erklärt und dort eine asiatische und eine bengalische Handelsgesellschaft gestiftet. Mit noch größerem Eifer ward für die Verbesserung und Vermehrung der Fabriken und Manufakturen gesorgt. Durch alle diese Einrichtungen erhöhte sich die Zahl der Einwohner und die Summe der Staatseinkünfte in kurzer Zeit um ein Bedeutendes.
Vorzügliche Sorgfalt wandte Friedrich auf die Verbesserung der Rechtspflege. Die Justizverwaltung war in sehr üblem Zustande; tausend Mißbräuche waren eingerissen, in unendlichen Förmlichkeiten schleppten sich die Prozesse hin, die Erlangung des gebührenden Rechtes stand nur zu oft mit den aufzuwendenden Kosten in schlechtem Einklange. Friedrich hatte diesem Unwesen mit äußerstem Unwillen zugesehen; er entschloß sich jetzt, mit Macht durchzugreifen und schnell Ordnung zu schaffen. An dem Minister Cocceji fand er den Mann, der zu einem solchen Geschäfte Einsicht und Kraft besaß. Durch Cocceji wurde zunächst in der Provinz Pommern, wo vornehmlich die Justizverwaltung in der größten Verwirrung war, der Anfang gemacht, und er brachte es dahin, daß hier in der kurzen Zeit von acht Monaten die ungeheure Summe von 2400 Prozessen, die zum Teil schon lange schwebten zu Ende gebracht ward, so daß kein Prozeß übrigblieb, der älter als ein Jahr war. Hierauf ward eine besondre Prozeßordnung für Pommern ausgearbeitet. Friedrich war mit Coccejis Erfolgen so zufrieden, daß er ihn zu seinem Großkanzler ernannte und ihm die förmliche Justizreform in seinen gesamten Staaten übertrug. Auch dieser neuen, ungleich größeren Arbeit unterzog sich Cocceji, seinem hohen Alter zum Trotz, mit unermüdlichem Eifer, und in einem Jahre schon brachte er es dahin, daß alle untauglichen Richter und Sachwalter aus ihren Stellen entfernt und durch brauchbare und getreue Staatsdiener ersetzt waren. Nach Friedrichs Plane entwarf er ferner eine neue Prozeßordnung, derzufolge alle Prozesse in einem Jahre beendet werden sollten. Endlich ging er auch an die schwierigste Arbeit, die Grundlage des Rechts auf klare und bestimmte Prinzipien zurückzuführen, und schon im Jahre 1749 erschien sein Entwurf eines neuen preußischen Gesetzbuches (« Projekt des Corporis juris Fridericiani »). Friedrich ließ, zum Gedächtnis dieser wohl<204>tätigen Neuerungen, die von ganz Europa angestaunt und nachgeahmt wurden, eine Medaille prägen, auf welcher das Bild der Gerechtigkeit dargestellt war, in der Hand eine sehr ungleiche Wagschale haltend, die von dem Könige mit dem Szepter niedergedrückt und ins Gleichgewicht gebracht wird. Cocceji erhielt von Friedrich ein goldnes Exemplar dieser Medaille und andre sehr bedeutende Beweise der königlichen Gnade. Friedrich sagt von ihm, seine Tugend und Rechtschaffenheit seien der schönen Tage des römischen Freistaats würdig gewesen; seine Gelehrsamkeit und Aufklärung hätten ihn, gleich einem zweiten Tribonian, zur Gesetzgebung, zum Segen der Menschheit berufen. —
<205>Zugleich erforderte die ganze, eigentümliche Lage des preußischen Staates eine unausgesetzte Aufmerksamkeit auf die Angelegenheiten des Heeres, in welchem vornehmlich die Sicherheit und die ehrenhafte Stellung des Staates beruhte. Unermüdlich sorgte Friedrich für die immer mehr erhöhte Ausbildung, für die Geschicklichkeit, für die Zucht seiner Truppen. Jährlich versammelte er sie in großen Lagern, wo die mannigfaltigsten Manöver ausgeführt wurden. Das Fußvolk ward in verschiedenen Auswickelungen und Stellungen, im Angriff und in der Verteidigung verschiedenartiger Lokalitäten, im raschen Übergang über die Flüsse, überhaupt in allen den Bewegungen und Schwenkungen geübt, die man vor dem Feinde zu machen hat. Auf die Reiterei ward die vorzüglichste Sorgfalt gewandt, und unablässig arbeitete Friedrich daran, diese Truppengattung ganz auf diejenige Stufe der Bedeutung zu erheben, die von ihr im Kriege erfordert wird. Zu den von ihm selbst herangezogenen Offizieren berief er treffliche Reiterführer aus Ungarn und Polen, die mit ihm bemüht waren, ihre Untergebenen zur ungesäumten Befolgung der Befehle, in denen Kühnheit und List Hand in Hand gehen, geschickt zu machen. Schon unmittelbar nach dem Zweiten schlesischen Kriege, im Jahre 1746, ward ein großes Übungslager solcher Art bei Potsdam gehalten. Hier setzte Friedrich u. a. gewisse Prämien für diejenigen Husaren aus, die sich durch Keckheit und Verschlagenheit im Dienste auszeichneten. Es ist uns ein besondrer Zug aus diesem kriegerischen Spiele, der zugleich einen Blick in Friedrichs Herzensgüte gestattet, aufbehalten worden.
Friedrich hatte, um Offiziere und Leute auf den Feldwachen und auf den Piketts munter zu erhalten, den Husaren den Befehl gegeben, an dem Lager umherzustreifen, die Wachen zu alarmieren und denen, die sich überrumpeln ließen, den Hut vom Kopfe zu nehmen. Auf den Hut hatte er den Preis eines Dukaten gesetzt. <206>Ein alter verdienter Kürassieroffizier, Major Leopold, hatte sich, nach der Hitze eines anstrengenden Manövers, mitten unter seinen Reitern einen Feldstuhl aufgeschlagen und war darauf unversehens eingeschlafen. Das merkte ein umherschwärmender Husar, schlich leise näher, nahm dem schlummernden Greise den Hut vom Kopfe und sprengte damit zum Könige. Friedrich erkundigte sich, wenig erfreut über das Ungeschick des Offiziers, wem der Hut gehöre; bei dem Namen des braven Greises ward jedoch sein finstrer Blick wieder ruhig. Am folgenden Morgen ließ er den Major zu sich kommen, der sehr niedergeschlagen über den Vorfall eintrat. Der König kam ihm freundlich entgegen und sprach, mit dem Finger drohend: « Hör Er, lieber Leopold, auf der Feldwacht muß man nicht schlafen! Er tut bei seinen Jahren am besten, wenn Er quittiert. Ich will Ihn mit fünfhundert Talern Pension in Ruhe setzen. Er hat einen Sohn im Regimente, der ist Standartenjunker; nicht so? » — Der Major bejahte es. « Sein Sohn », fuhr der König fort, « hat alle Anlagen zu einem tüchtigen Offizier. Damit er aber nicht nach dem Beispiel seines Vaters auf der Feldwacht einmal schläft, nehm' ich ihn als Kornett in der Garde du Corps mit nach Potsdam. »
Einen besonderen Ruf hat unter diesen militärischen Übungen das große Feldmanöver erhalten, welches im Jahre 1753 in der Gegend von Spandau ausgeführt wurde. Es waren zu demselben mehrere fürstliche Personen eingeladen und aus allen preußischen Provinzen Generale und Stabsoffiziere berufen. Doch hatten nur die ausdrücklich Berufenen Zugang zu dem Manöver, allen übrigen war der Zutritt streng verwehrt, da Friedrich eben nicht Lust empfand, seine Erfahrungen in weiterem Kreise mitgeteilt zu wissen. Wie im Kriege waren deshalb Vorposten ausgestellt, und die Husaren patrouillierten beständig; einige Neugierige, die sich trotz der Anordnungen des Königs näher wagten, wurden auf Befehl ein wenig geplündert, was denn die übrigen abschreckte. Dies alles spannte die Neugierde des Publikums in hohem Maße; sogar auswärtige Höfe wurden auf das Unternehmen, das wirkliche kriegerische Rüstungen zu verraten schien, aufmerksam. Der Neugierde zu genügen und den kriegsgelehrten Forschungen der Fremden Raum zu unschuldigen Untersuchungen zu geben, ließ Friedrich eine angebliche Beschreibung dieses bei Spandau gehaltenen Manövers im Druck erscheinen; sie enthielt aber nur die Schilderung ganz phantastischer, zum Teil verkehrter Kriegsübungen, nach dem Vorbilde jener Phantastereien, die in dem berühmten sächsischen Lustlager vom Jahre 1730, welchem Friedrich als Kronprinz selbst beigewohnt, ausgeführt worden waren. Nur wenige indes merkten den Spaß; die meisten studierten die Beschreibung als ein Ergebnis tiefsinniger und unergründlicher Kriegserfahrung. —
<207>Was die religiösen Angelegenheiten anbetrifft, so hielt Friedrich an dem weisen Regentengrundsatze fest, den er selbst in einer seiner Schriften mit den Worten ausgesprochen hat: « Der falsche Glaubenseifer ist ein Tyrann, der die Lande entvölkert; die Duldung ist eine zarte Mutter, welche sie hegt und blühen macht. » Und in der Tat trug die Befolgung dieses Grundsatzes wesenttlich zu der immer steigenden Blüte seiner Staaten bei. Einer solchen Ansicht durfte Friedrich, der zu der Höhe des Gedankens sich emporgearbeitet hatte und mehr auf den Inhalt als auf die Form sah, mit Überzeugung sich hingeben. Daß es ihm hiebei, trotz manchen leichten Witzwortes, welches ihm ein und das andere Mal wohl über heilig gehaltene Gegenstände entschlüpfte, in innerster Seele Ernst war, dafür hat er Zeugnis genug gegeben; nur wollte er für sich eben seinen Weg gehen. Eins der erhabensten Zeugnisse ist das Kirchengebet für die Erhaltung des Königs, das er während des Zweiten schlesischen Krieges bei der Armee, und nachmals auch in allen Kirchen seines Staates, einführen ließ. Früher hieß das Gebet: « Insonderheit laß dir, o Gott, empfohlen sein Ihro Majestät unsern teuersten König » (wobei der Name des Königs genannt ward). Friedrich hatte schon als Kronprinz daran Anstoß gefunden; der Prunk mit der irdischen Majestät schien ihm, dem höchsten Wesen gegenüber, wenig schicklich und die Nennung des Namens vor dem Allwissenden sehr überflüssig. Er setzte statt desselben die Worte: « Insonderheit laß dir, o Gott, empfohlen sein deinen Knecht, unsern König. »
Natürlich mußte die Erwerbung eines vorzugsweise katholischen Landes, wie Schlesien, die vorzüglichste Gelegenheit zu den Beweisen religiöser Duldung darbieten, <208>und Friedrich fuhr fort, seinen katholischen Untertanen sich als ein ebenso liebevoller Vater zu erweisen, wie er es den protestantischen Untertanen war; freilich forderte er von ihnen auch den gleichen Sinn, damit alle Bewohner seiner Lande ein Band der Liebe und Eintracht umschlinge. Der Papst war durch die glückliche Lösung der katholischen Verhältnisse Schlesiens höchlich erfreut und sorgte gern dafür, dem Könige Beweise seiner Teilnahme zu geben. So ermahnte er den Nachfolger des im Jahre 1747 verstorbenen Kardinals Sinzendorf, den Grafen Schaffgotsch, in seinem Bestätigungsbriefe ausdrücklich, er möge sich seinem gegen die katholische Kirche so wohlgesinnten Fürsten auf alle Art ergeben bezeigen. Eine besondre Freude erweckte es dem Papste, als Friedrich den Katholiken Berlins die Erlaubnis zu dem Bau einer eigenen prächtigen Kirche gab, auch ihnen den dazu erforderlichen Platz und einen Teil der Baumaterialien schenkte. Am 13. Juli 1747 wurde, unter allem Pomp und allen Zeremonien, welche die katholische Kirche vorschreibt, der Grundstein zu diesem Gotteshause durch einen königlichen Bevollmächtigten gelegt.
Dabei aber vergaß Friedrich nicht den hohen Beruf, der ihm, als dem mächtigsten der protestantischen Fürsten Deutschlands, zum Schutze des protestantischen Glaubens oblag. Der Erbprinz von Hessen-Kassel war zur katholischen Religion übergegangen; Friedrich verbürgte den Ständen des Landes, in Gemeinschaft mit dem Könige von England, die Erhaltung der evangelischen Landesreligion. Ebenso sicherte er den Württembergern den evangelischen Glauben ihrer künftigen Landesherren, als der katholische Prinz Friedrich Eugen von Württemberg sich mit einer <209>Prinzessin von Brandenburg-Schwedt vermählte. Mit besonderem Eifer nahm sich Friedrich der Protestanten in Ungarn an, die ihn, bereits im Jahre 1743, um sein Fürwort gegen die Bedrückungen, welche sie daheim erdulden mußten, gebeten hatten. Schon damals hatte er eine nachdrückliche Vorstellung nach Wien gesandt, in welcher er sich geradezu den Protektor der Protestanten nannte, die Königin auf die möglichen Folgen ihres Verfahrens aufmerksam machte und selbst mit Repressalien drohte, die er gegen die Katholiken Schlesiens gebrauchen würde. In Wien aber hatte man diese Vorstellung nicht eben wohlwollend aufgenommen; man hatte es sogar geleugnet, daß in Ungarn Religionsbeschwerden vorhanden seien. Da solchergestalt die unmittelbaren Unterhandlungen erfolglos blieben, jene Bedrückungen aber, nach dem Zweiten schlesischen Kriege, noch ärger wurden, auch eine Schrift des Bischofs von Vesprim erschien, welche die Kaiserin geradezu zur Vertilgung der Ketzer aufforderte, so sandte Friedrich, im Jahre 1751, dem Fürstbischofe von Breslau ein sehr ernstliches Schreiben zu, damit dieser von geistlicher Seite entgegenzuwirken suche. Das Schreiben ist voll des tiefsten Gefühles; Friedrich spricht es deutlich aus, wie es ihm nur um die Freiheit des Glaubens zu tun sei, indem er ja für die Ungarn, die im letzten Kriege Feindseligkeiten genug gegen ihn verübt, keine äußeren Verbindlichkeiten habe; er läßt es durchblicken, wie wenig erfreut die katholische Kirche sein dürfe, wenn einmal das Gegenteil eintrete und ein katholisches Land durch einen protestantischen Fürsten auf gleiche Weise geknechtet werde. Der Fürstbischof schickte das Schreiben an den Papst, und dieser verordnete wenigstens, für die schlesische Kirche besorgt, die Einziehung jener ärgerlichen Schrift des ungarischen Bischofs.
Durch das Verhältnis zu den ungarischen Protestanten und zu der geringen Willfährigkeit des Wiener Hofes gegen seine Bitten erklärt sich eine anziehende kleine Begebenheit, welche Friedrich herbeiführte, um wirklich einmal eine Art von Repressalie ausüben zu können; aber sie zeugt zugleich von der durchaus gemütlichen Laune des großen Königs, die ihn vielmehr nur zu einer scherzhaften Drohung, als zu einer wirklichen Bedrückung seiner Untertanen trieb. Es war im Jahre 1750. Der König begegnete in den Gärten von Potsdam einem jungen Manne von fremdartigem Äußeren und fragte ihn, wer er sei. Dieser nannte sich als den Kandidaten Hedhessi aus Ungarn; er sei reformierter Religion, habe in Frankfurt an der Oder Theologie studiert und wünsche jetzt, ehe er in sein Vaterland heimkehre, noch die Residenzen des Königs zu sehen. Friedrich ließ sich weiter in ein Gespräch mit ihm ein; die schnellen verständigen Antworten, die er erhielt, gefielen ihm so, daß er jenem endlich den Antrag machte, in seinen Staaten zu bleiben, er wolle für <210>sein Unterkommen sorgen. Der Kandidat jedoch sah sich, seiner Familienverhältnisse wegen, genötigt, diesen gnädigen Antrag abzulehnen. Friedrich sagte ihm nun, wenn er nicht bleiben könne, so möge er sich wenigstens eine andere Gnade von ihm ausbitten. Der Kandidat wußte nichts, was er von dem Könige von Preußen zu bitten hätte. « Kann ich Ihnen denn gar keinen Gefallen tun? » wiederholte Friedrich. « Etwas könnten Ew. Majestät », fiel jetzt der Kandidat ein, « doch für mich tun, wenn Sie die Gnade haben wollten. Ich habe mir verschiedene theologische und philosophische Bücher gekauft, die, meines Wissens, in Wien verboten sind; die wird man mir gewiß wegnehmen. Die Jesuiten haben die Revision der Bücher, und die sind sehr streng. Wollten nun Ew. Majestät die Gnade für mich haben - » Der König unterbrach ihn schnell und sprach: « Nehm' Er seine Bücher nur in Gottes Namen mit, kauf Er sich noch dazu, was Er denkt, daß in Wien recht verboten ist, und was Er nur immer brauchen kann. Hört Er? Und wenn sie Ihm in Wien die Bücher wegnehmen wollen, so sag' Er nur, ich habe sie Ihm geschenkt. Darauf werden die Herren Paters wohl nicht viel achten, das schadet aber nichts. Laß Er sich die Bücher nur nehmen, geh' Er aber dann gleich zu meinem Gesandten und meld' Er sich bei ihm: erzähl' Er dem die ganze Geschichte und was ich Ihm gesagt habe. Hernach geh' Er in den vornehmsten Gasthof und leb' Er recht kostbar. Er muß aber täglich wenigstens einen Dukaten verzehren, und bleib' Er so lange, bis sie Ihm die Bücher wieder ins Haus schicken, das will ich schon machen. Hört Er? so mach' Er's, sie sollen Ihm seine Bücher ins Haus schicken, dafür steh' ich Ihm, verlaß Er sich auf mein Wort, aber einen Dukaten muß Er, wie gesagt, jeden Tag verzehren. » Darauf befahl der König dem Kandidaten zu warten, ging in das Schloß und kam kurz darauf mit einem Papiere zurück, worauf die Worte standen: « Gut, um auf Unsere Kosten in Wien zu bleiben. Friedrich. » Der König befahl ihm, dies Papier dem Gesandten zu überbringen, ermahnte ihn noch einmal, in Wien nicht zu sparen, versicherte ihn auch, er solle noch die beste Pfarre in Ungarn erhalten, und wünschte ihm eine glückliche Reise. Es geschah, wie es vorauszusehen war; die Bücher des Kandidaten wurden, unmittelbar nach seiner Ankunft in Wien, von der dortigen Zensurkommission konfisziert. Hedhessi wandte sich nun an den preußischen Gesandten; dieser hatte bereits seine Instruktion erhalten, ließ ihn in den besten Gasthof führen und meldete den Stand der Dinge an den König. Alsbald erging ein Befehl des Königs nach Breslau, die kostbare Bibliothek des dortigen Jesuitercollegiums zu versiegeln und durch Wachen zu besetzen. Die Jesuiten wurden im höchsten Grade bestürzt; da ihnen aber in Breslau niemand den Grund der königlichen Ungnade entdecken konnte, so entschlossen sie sich, eine Deputation <211>an den König nach Potsdam zu schicken. Dort angekommen, hatten sie mehrere Wochen zu warten, ehe sie vorgelassen wurden. Als sie endlich zur Audienz gelangten, verwies sie Friedrich wegen dieser Angelegenheit an seinen Gesandten in Wien und bat sie, ihn gleichzeitig ihren Kollegen, den dortigen Bücherrevisionskommissarien, zu empfehlen. Sie gingen also unverrichteter Sache nach Breslau zurück, und man sah sich genötigt, eine neue Deputation nach Wien zu schicken. Der Gesandte bedauerte, daß er ebenfalls ihnen nicht Aufklärung geben könne; doch sei ein junger Mann am Orte, dem hätten die Jesuiten von Wien einen Kasten mit Büchern weggenommen. Jetzt wußten die Abgeordneten, was sie zu tun hatten; es verging kaum eine Stunde, und Hedhessi war im Besitz seiner sämtlichen Bücher. Ehe die Abgeordneten aber Wien verließen, hatten sie vorher auch noch die Gasthofsrechnung des Kandidaten zu bezahlen. Nun eilten sie wieder zurück nach Potsdam; der König empfing sie sehr gnädig und gab ihnen einen Kabinettsbefehl zur Wiedereröffnung ihrer Bibliothek. Der Pater Rektor aber empfing von Friedrich ein besondres Schreiben, des Inhalts, daß, wenn Hedhessi, oder die Seinen, oder überhaupt die Reformierten in Ungarn wegen dieser Sache beleidigt werden würden und wenn der Kandidat nicht die beste Pfarre in Ungarn erhalte, das Jesuitercollegium zu Breslau dafür einstehen müsse. Es geschah jedoch alles nach des Königs Wunsch. —
Durch die Ausführung großartiger Bauten sorgte Friedrich fort und fort für den würdigen Schmuck seiner Residenzen. Aber er hatte dabei nicht bloß den Ein<212>druck der Pracht und der künstlerischen Größe, welchen das vollendete Gebäude auf das Auge des Beschauers hervorbringt, im Sinne; er schaffte durch diese Unternehmungen zugleich einer Menge von Untertanen Verdienst, er sorgte durch sie für den schnelleren Umlauf des Geldes und gab den verschiedenen Handwerkern Gelegenheit zu ihrer vollkommneren Ausbildung. Daher berührte es ihn auch, wenn etwa ein unvorhergesehenes Unglück auf diese öffentlichen Anlagen einbrach, nicht besonders tief; die Wiederherstellung schaffte ihm nur neue Gelegenheit, seinen Untertanen die ebengenannten Vorteile zufließen zu lassen. So war es, als im Jahre 1747 im Charlottenburger Schlosse ein Brand ausbrach; der ganze Hof war eben in diesem Schlosse anwesend; alles drängte sich — es war zur Nachtzeit — in Verwirrung und Entsetzen durcheinander; nur Friedrich ging ruhig gefaßt auf der Terrasse vor dem Schlosse auf und ab: « Es ist ein Unglück », äußerte er, « doch werden die Handwerker in Berlin etwas dabei verdienen. » Er sorgte nur, daß niemand bei den Rettungsanstalten Schaden nahm. — So war bereits im Jahre 1742 das Gebäude des königlichen Marstalles unter den Linden zu Berlin, mit den kostbaren Sammlungen der Akademie der Künste und der Wissenschaften, die sich in demselben Lokale befanden, ein Raub der Flammen geworden. An seiner Stelle erhob sich bald ein neues, großes Gebäude, welches wiederum zu demselben Zwecke bestimmt ward. Auch andere Prachtbauten reihten sich in kurzer Frist diesem Neubau an.
Des Opernhauses, welches Friedrich bald nach dem Antritt seiner Regierung in Berlin ausführen ließ, ist schon früher gedacht worden. Ein anderes bedeutendes Gebäude, das bald nach dem Zweiten schlesischen Kriege erstand, war ein sehr geräumiges Invalidenhaus. Dann ward, am Lustgarten zu Berlin, ein neuer Dom gebaut. Dieser wurde im September 1750 eingeweiht. Der alte Dom hatte zum Erbbegräbnis des regierenden Hauses gedient; auch der neue Dom erhielt dieselbe Bestimmung, und schon im Januar 1750 waren die Särge der entschlafenen Mitglieder des Herrscherhauses an ihre neue Ruhestätte hinübergeführt worden. Friedrich war bei dieser feierlichen Beisetzung zugegen. Als der Sarg des Großen Kurfürsten gebracht ward, ließ er ihn öffnen. Der Kurfürst lag im vollen Staate da: im Kurmantel, mit der großen Perücke, die er in der späteren Zeit seines Lebens getragen hatte, mit großer Halskrause, reichbesetzten Handschuhen und gelben Stiefeln; die Züge des Gesichts waren noch ganz kenntlich. Friedrich betrachtete die teure Leiche geraume Zeit mit tiefem Schweigen. Dann ergriff er die Hand des Kurfürsten, Tränen rollten aus seinen Augen, und begeistert rief er seinem Gefolge zu: « Messieurs, der hat viel getan! »
<213>Auch außerhalb Berlins, namentlich in Potsdam, ließ Friedrich mancherlei Gebäude auf seine Kosten ausführen. Die beiden Residenzen verschönerte er zugleich durch eine ansehnliche Zahl bequemer Bürgerhäuser. Von dem Bau des Schlosses Sanssouci bei Potsdam wird im folgenden näher berichtet werden. Friedrich hat oft die Entwürfe zu seinen Bauten selbst gefertigt, oft auch gaben ihm die Werke von Palladio, Piranesi und anderen Meistern die Ideen dazu; die Architekten hatten unter dem königlichen Dilettanten keine ganz leichte Stellung.
Nicht minder eifrig war Friedrich für den Glanz der Schaubühne bemüht. Oper und Ballett wurden in höchster Vollkommenheit ausgeführt und gaben dem öffentlichen Leben Berlins ein eigen festliches Gepräge. Die vorzüglichsten Sänger, Sängerinnen und Tänzerinnen berief Friedrich zum Schmuck seiner Bühne. Unter diesen ward besonders die Tänzerin Signora Barberina, bei der sich körperliche Anmut und feine geistige Bildung in seltnem Maße verbanden, hoch gefeiert, und auch der König unterließ es nicht, ihr seine Huldigungen darzubringen. Nach der Oper pflegte er gern, wenn sie getanzt hatte, in ihrem Kabinette den Tee einzunehmen; zuweilen auch ward sie von Friedrich selbst in vertrauter Gesellschaft zum Abendessen eingeladen. Dies war eine seltne Auszeichnung, da Friedrich schon in dieser Zeit fast ausschließlich nur im Kreise der männlichen Freunde verkehrte. Noch gegenwärtig sieht man in den königlichen Schlössern von Berlin und Potsdam das Bildnis der anmutigen Tänzerin, von Pesne gemalt, mehrfach wiederholt; sie ist <214>zumeist tanzend dargestellt; ein kleines Tigerfell, das sie über dem Reifrocke trägt, und die Handpauke, die sie schwingt, bezeichnen dabei die Rolle der Bacchantin. Selbst auf großen historischen Darstellungen, die auf Friedrichs Befehl gemalt wurden, kehrten die Züge ihres Gesichtes wieder. Signora Barberina war im Jahre 1744 nach Berlin gekommen; 1749 heiratete sie den Sohn des Großkanzlers; die Ehe wurde aber wieder getrennt, und später, doch erst nach Friedrichs Tode, ward sie in den Grafenstand erhoben.
Friedrich widmete dem Theater auch eine besondre persönliche Teilnahme. In den Proben war er oft gegenwärtig und nahm teil an der Direktion. Für die Oper hat er selbst mehrere Texte geschrieben, auch verschiedene Musikstücke komponiert. Dabei muß aber in Erinnerung gebracht werden, daß die Bühne wesentlich eine Hofbühne war und vorzüglich dazu diente, die Pracht, die an den Hoffesten entfaltet wurde, zu erhöhen. Mancherlei Berichte über die Anordnung dieser Hoffeste sind auf unsre Zeit gekommen und versetzen uns lebhaft in das heitre Leben jener glücklichen Periode. Großen Ruf hat vornehmlich das Fest erlangt, welches Friedrich, seiner Schwester von Bayreuth zu Ehren, am 25. August 1750 veranstaltete. Es war ein Karussellreiten im Lustgarten zu Berlin, bei Nacht, während der ganze Platz, der von Schaugerüsten umfaßt war, durch ein unzähliges Lampenmeer erhellt war. Vier <215>Ritterscharen, deren von Gold, Silber und Steinen funkelnde Kostüme die Nationen der Römer, Karthager, Griechen und Perser vorstellten, und die von vier Prinzen des königlichen Hauses geführt wurden, kamen unter Fackelschein gezogen und begannen den Wettkampf im Ringstechen; die Prinzessin Amalie, eine jüngere Schwester Friedrichs, verteilte die Preise. Alles war von diesem glänzenden Feste entzückt; Voltaire, der sich damals in Berlin aufhielt, improvisierte auf der Stelle die elegantesten Verse zur Verherrlichung der Kämpfer und der Preisverteilerin; und auch Friedrich fand sich so befriedigt, daß er einige Tage darauf eine Wiederholung des Festes bei Tagesbeleuchtung anordnete.
In demselben Jahre, in welchem das ebengenannte Fest stattfand, erfreute sich Berlin auch noch eines andern seltenen Schauspieles. Ein tatarischer Aga erschien als Abgesandter des Chans der krimischen Tataren und seines Bruders, des Sultans von Budziak, dem preußischen Könige, dessen Ruhm nunmehr schon bis zu den fernen Völkerschaften gedrungen war, ein Zeugnis huldigender Ehrfurcht darzubringen. —
Von allem, was unter Friedrichs Regierung in der Verwaltung des Landes, in den Angelegenheiten des Heeres, in den Elementen geistiger Bildung, in den Dingen, die zum Schmucke des öffentlichen Lebens gehören, geschah, war er die Seele, er die bewegende Ursache, die leitende Kraft. Darauf ist schon früher hingedeutet worden; hier muß das Verhältnis noch einmal näher berührt werden. Die Einrichtung seiner Regierung war streng monarchisch; so hatte er dieselbe bereits von seinem Vater überkommen, so behielt er sie bei; aber er befestigte dieselbe mit einer Energie, die allein bei einem so überlegenen Geiste gefunden werden konnte. An die Stelle der Stände, welche früher dem Regenten beratend zur Seite standen, waren jetzt Beamte getreten, die nur zur Ausführung des königlichen Willens dienten. <216>Jede Angelegenheit des Staates ward unmittelbar vor die Augen des Königs gebracht; einsam in seinem Kabinette faßte er den Entschluß und erteilte auf alles und jedes seinen eignen selbständigen Bescheid. Die Kabinettsräte dienten dazu, diese Dinge dem Könige vorzulegen und seinen Willen zu vernehmen; die Minister hatten nur das Geschäft der Ausführung, je nach der besonderen Abteilung der Staatsverwaltung, welcher sie vorstanden. Friedrich ward dabei von dem Gefühle seiner persönlichen Überlegenheit geleitet; aber er hatte den ernstlichen Willen, einzig und allein nur für das Wohl seines Volkes zu sorgen. Keinem, auch dem Geringsten nicht, war es versagt, sich vertrauungsvoll an den Vater des Vaterlandes zu wenden; keiner, falls nicht etwa ganz Verkehrtes vorgebracht wurde, hatte eine Mißachtung des Gesuches zu befürchten. Friedrich betrachtete den Staat als eine künstlich zusammengesetzte Maschine, in der jeder an der Stelle, auf die ihn das Schicksal geführt, für das Wohl des Ganzen zu sorgen habe; in seiner Hand sah er die Fäden <217>zusammenlaufen, durch welche das Ganze angemessen und im Einklange bewegt ward. Er wußte alles, er kannte alles, und ein ungeheures Gedächtnis bewahrte ihn — soweit menschliches Vermögen zu bewahren ist — vor der Gefahr, Einrichtungen zu treffen, die mit dem einmal festgesetzten Organismus des Staates, wenn auch nur in untergeordneten Beziehungen, in Widerspruch gestanden hätten.
Manche charakteristische Züge sind uns erhalten geblieben, die von der Weise, wie er das Ganze im Einzelnen zu beherrschen vermochte, wie er alle einzelnen Zustände mit scharfer Aufmerksamkeit verfolgte, wie er unverrückt nur die Sorge für das Wohl seines Volkes im Auge behielt, Zeugnis geben. Statt vieler, stehe hier nur ein einziger Zug, der, so unbedeutend er erscheint, doch vorzüglich geeignet ist, sein sicheres Eingehen auf die Verwaltungsangelegenheiten und die Art seiner Gesinnung zu vergegenwärtigen. Es ward ihm einst die Bestätigung der Wahl eines Landrates zur Unterschrift vorgelegt. Bei dem Namen des Vorgeschlagenen stutzte er und verlangte den Minister zu sprechen. Er äußerte sich ungehalten über die Wahl, während der Minister dieselbe zu rechtfertigen und die löblichen Eigenschaften des Gewählten zu entwickeln suchte. Friedrich jedoch ließ sich nicht irre machen. Er befahl ein besondres Aktenstück aus dem Kammergerichte herbeizuholen und schlug eine darin enthaltene Verhandlung auf. « Seh' Er her », sprach er nun zu dem Minister; « dieser Mann hat mit seiner leiblichen Mutter um einige Hufen Ackers einen weitläufigen Prozeß geführt, und sie hat um eine solche Lumperei auf ihrem letzten Krankenlager noch einen Eid schwören müssen. Wie kann ich von einem Menschen mit solchem Herzen erwarten, daß er für das Beste meiner Untertanen sorgen wird? Daraus wird nichts, man mag einen andern wählen! »
Eine solche ganz außerordentliche Tätigkeit aber, der sich zugleich noch die mannigfachsten künstlerischen und wissenschaftlichen Beschäftigungen anschlossen, machte Friedrich nur dadurch möglich, daß er seine Zeit mit der gewissenhaftesten Genauigkeit einteilte, daß er für jedes Geschäft und für jede Erholung eine bestimmte Stunde hatte. Auf seinem Schreibtisch lag ein Kalender, in dem alle feststehenden Geschäfte verzeichnet waren. Seine Tageseinteilung war unverrückt dieselbe. Seine Natur bedurfte nur wenig Schlaf; mit dem frühsten Morgen begann seine Arbeit. Der Vormittag war ganz dem Staatsdienste in seinen verschiedenen Arten gewidmet, während der größere Teil des Nachmittags und der Abend dem Genusse der Kunst und Wissenschaft diente. Eigentümlich ist es, daß er gewisse Pausen, die er zwischen den Berufsarbeiten festgesetzt hatte, in der Regel durch Flötenspiel ausfüllte. Er ging dann meist, längere oder kürzere Zeit, phantasierend im Zimmer umher. Zu einem Freunde äußerte er einst, daß er während dieses <218>Phantasierens oft allerlei Sachen überlege und nicht daran denke, was er blase; daß ihm während desselben schon die glücklichsten Gedanken, selbst über Geschäfte, eingefallen seien. Die Kunst war es also, die, wenn auch ihm selbst unbewußt, sein Gemüt frei machte und seinen Geist in seiner selbständigen Kraft stärkte.
Auf gleiche Weise, wie der Tag, hatte auch das Jahr für Friedrich seine bestimmte Einteilung. Die Hauptabschnitte machten hierin die Reisen, die er zur Besichtigung der Truppen nach den verschiedener. Provinzen unternahm. Diese Reisen verbreiteten besonderen Segen über alle Teile seines Reiches; denn nicht allein nach den Truppen sah er, sondern auch nach allem, was die Verwaltung und das ganze Wohl des Landes anbetraf. So schnell er zu reisen pflegte, so hatte er doch Zeit genug, um an jedem Ruhepunkte die höheren oder niederen Beamten, die sich auf ausdrücklichen Befehl daselbst versammeln, ihn auch zuweilen eine Strecke lang begleiten mußten, zu sprechen, mit ihnen besondere Verabredungen zu treffen, Bittschriften entgegenzunehmen und, wenn möglich, auch sogleich zu beantworten. Auch Geschäftsmänner und Kaufleute sah er bei diesen Gelegenheiten gern um sich und ging mit ihnen teilnehmend in alle besonderen Verhältnisse der Provinzen ein. Im schlesischen Gebirge sagte er einst den Abgeordneten des Handelsstandes die ermutigenden Worte: « Wenden Sie sich nur an mich: ich bin Ihr erster Minister! » — Dabei war auch die Zeit, die er im Wagen zubringen mußte, für ihn nicht verloren. War auf dem Wege nichts, was seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, so hatte er Bücher bei sich, mit deren Lektüre er sich beschäftigte; und waren die Stöße des Wagens zu störend (denn Kunststraßen hat er nicht ausführen lassen), so rezitierte er sich Stellen seiner Lieblingsdichter, davon er vieles im Gedächtnis bewahrte.