<118> Stunde an die Thüre geklopfet hatte, so kam eine ganz alte Magd, die wohl aussähe als wenn sie des Prinzen Mirow seines Vaters Amme gewesen wäre; und als die gute Frau fremde Gesichter zu sehen kriegte, so war sie dermassen erschrocken, dass sie uns die Thüre vor der Nase zuschmiss. Wir klopften wieder, und als wir sahen, dass nichts zu thun war, gingen wir nach dem Stall, dar uns doch ein Knecht sagte, der junge Prinz mit seiner Gemahlin wäre nach Neu-Strelitz, zwei Meilen von dort, und die Herzogin seine Mutter, welche in dem Hause wohnet, hätte ihm, um Staat zu machen, alle ihre Leute mitgegeben, also, dass ihr die alte Magd alleine übrig blieb. Es war noch frühe, also dachte ich, ich könnte nicht besser thun, als von der Gelegenheit profitiren, so kriegte ich Strelitz auch zu sehen. So nahmen wir Postpferde und waren zu Mittage dar. Neu-Strelitz ist eigentlich ein Dorf, dar nur eine Strasse drin ist, welche Kammerjunker, Kanzellisten und Domestiquen bewohnen, wor ein Wirthshaus drin ist. Ich kann es meinem allergnädigsten Vater nicht besser beschreiben, als die Strasse in Gumbinnen, wenn man nach dem Rathhause gehet, ausgenommen, dass kein Haus abgeweisset ist. Das Schloss ist schön und lieget an einem See, mit einem grossen Garten, so wie die Situation von Rheinsberg. Die erste Frage, so ich that, war nach dem Prinzen Mirow; so sageten sie mir, er wäre eben nach einem Orte gereiset, der heisset Kanow und lieget nur eine halbe Meile von Mirow. Buddenbrock,a welcher dorten bekannt ist, schaffte mir bei einem Kammerjunker was zu essen, dar denn der Böhme auch hinkam, welcher vor diesem Adjutant unter meines allergnädigsten Vaters Regiment gewesen ist, welcher mich gar nicht wieder gekennet, als bis ich es ihm gesagt, wer ich wäre. Selbiger hat mir erzählet, dass der Herzog von Strelitz schön nähen könnte und dass er schöne Casaquins nähete. Dieses machte mich curieux ihn zu sehen und liessen wir uns als Fremde präsentiren,


a Siehe Band XXVI., S. 62 und 317.