31. AN DEN KÖNIG FRIEDRICH WILHELM I.
Cüstrin, den 8. December 1731.
Allergnädigster König und Vater,
Ich bedanke mich nochmalen unterthänigst für alle Gnade, so mein allergnädigster Vater für mich gehabt, währender Zeit ich Ihm meine unterthänigste Aufwartung gemacht,a und bitte auch hierbei, wenn ich wo was sollte versehen haben, mirs in Gnaden zu verzeihen, indem ich es gewiss nicht mit Vorsatz gethan habe; übrigens aber erkenne ich gewiss, wie ich soll und muss, die Gnade, die mir mein allergnädigster Vater gethan, mich wieder zum Officier zu machen. Ich weiss, dass ich es Ihm allein zu danken habe, und werde Ihnen auch dafür ewige Treue, Respect, Liebe, Submission und Erkenntniss haben; ich wünsche nur allein, dass ich Gelegenheit hätte, meinen allergnädigsten Vater von meiner Aufrichtigkeit zu überzeugen. Sie seien nur so gnädig und bedenken, mit was für Hartnäckigkeit ich leider vor diesem Ihnen widerstrebet, und glauben gewiss, dass ich im Guten viel beständiger sein werde, denn ich halte mich an Sie allein, und verlange kein Glück, keine Ehre, als welche ich durch Sie empfange. Nach unserem Herrgott erkenne ich keinen anderen Herrn, wie meinen allergnädigsten Vater, und weiss keinen anderen, als Sie, dem ich die unterthänige Treue und den Gehorsam leisten muss. Ich versichere meinem allergnädigsten Vater, dass ich auf dieses leben und sterben werde, und finden Sie eine falsche Ader an mir, die Ihnen nicht gänzlich ergeben, so thun Sie mit mir in der Welt, was Sie wollen.
a Friedrich war vom 23. November bis zum 4. December, zur Feier der Vermählung seiner ältesten Schwester, in Berlin gewesen. Siehe J. D. E. Preuss, Friedrichs des Grossen Jugend und Thronbesteigung, S. 144-147, und Mémoires de la margrave de Baireuth, Band I., S. 347-350.