100. AN DENSELBEN.
Marienwerder, den 27. September 1735.
Allergnädigster König und Vater,
Gestern bin ich hier nach Marienwerder angekommen3_109-b und habe heute die zwei hiesigen Compagnien besehen, zu sagen des Oberst-Lieutenants Meier und Rittmeisters Hans; sie sind alle beide recht hübsch, und ohngeachtet sie von Mannschaft und Pferden nicht extraordinär gross sind, so sind es schöne, wohl dressirte Kerls und ein schöner Schlag von gedrungenen Pferden. Die Kerls reiten wie die Puppen und habe ich sie sehen die Schwenkungen machen. Der Oberst-Lieutenant Meier hat schöne Recruten, zwei Flügelmänner, davon der eine, welcher ein Pole ist, wohl nicht weit von sechs Fuss<110> haben wird; des Rittmeisters Hans Compagnie hat auch hübsche Recruten, auch einen Flügelmann, welcher hier in Preussen zu Hause gehöret und ist ein junger Kerl, welcher aber wohl nicht viel über elf Zoll hat. Ich habe ihre jungen Pferde auch gesehen, welche recht schön und gut bei Leibe sind; einige Leute sahen was blass aus und kommt es daher, dass die rothe Ruhr hier grassiret hat. Uebrigens kann ich meinem allergnädigsten Vater allerunterthänigst versichern dass bei guter Ordnung und Propreté bei dem Regiment nichts fehlet und dass sie keine Ursache haben, sich vor künftiger Revue zu fürchten. In dem polnischen Preussen siehet es grausam wüste aus; man siehet nichts als Weiber und einige Kinder, und sollen die Leute sehr flüchten. Ein Detachement von fünf und zwanzig Dragonern von dem sächsischen Arnstedtischen Regimente ist mir begegnet welches auf Execution nach Danzig marschirte; die Pferde waren in ziemlichem Stande, aber sie haben Schecken, Füchse und Braune darbei, und sahen die Leute nicht gut aus. Morgen werde von hier nach Mohrungen über Riesenburg gehen und meinen Rapport aus Jurgaitschen an meinen allergnädigsten Vater in aller Unterthänigkeit abstatten. Die Zeitung hat man hier, dass der polnische Pacifications-Tag wird gebrochen werden. Ich befehle mich ganz unterthänigst in meines allergnädigsten Vaters beständige Gnaden und ersterbe bis an mein Ende mit unendlichem Respect und Submission, u. s. w.
3_109-b Von der Reise des Kronprinzen nach Preussen ist auch Band XVI., S. 145 und 146, und Band XXVII. 11, S. 33 und 34, die Rede.