111. AN DENSELBEN.

Rheinsberg, den 11. November 1736.



Allergnädigster König und Vater,

Ich habe meines allergnädigsten Vaters gnädiges Schreiben in aller Unterthänigkeit empfangen und danke meinem allergnädigsten Vater ganz unterthänigst für die gnädigen Wünsche, so Er uns thut.

Des Prinzen von Mirow Visite ist gar zu curieuse gewesen, auf dass ich nicht meinem allergnädigsten Vater alle Umstände davon berichte. Ich habe in meinem letzten Schreiben meinem allergnädigsten Vater gemeldet, wie dass der General Praetorius bei uns gekommen wäre; so fand sich selbiger eben bei mir, wie ich mit dem Prinzen von Mirow in die Kammer kam; so fing der General Praetorius an : « Voilà le prince Cajuca, » und das so laut, dass es alle Leute höreten. Kein Mensch konnte das Lachen lassen, und hatte ich alle Mühe, dass ich es so drehete, dass er nicht böse wurde. Kaum war der Prinz im Hause, dass man mir sagen kam, dass, dem armen Prinzen zum Unglück, der Prinz Heinrich3_122-a gekommen wäre, welcher ihn denn dermassen aufzog, dass wir Alle gedacht todt vor Lachen zu bleiben. Er wurde immer gelobet und absonderlich über seine<123> schöne Kleidung, sein gutes Air und seine ungemeine Leichtigkeit im Tanzen. Ich habe auch gedacht, es würde kein Aufhören des Tanzens werden. Den Nachmittag, um ihm den Rock zu verderben, so haben wir im Regen nach dem Vogel geschossen : er wollte wohl nichts sagen, aber man konnte doch sehen, dass er sich um den Rock sehr hatte. Den Abend so kriegte er einige Gläser in den Kopf und wurde recht lustig, sagte, wie er nothwendig wegen Staats- und considerabler Angelegenheiten wieder nach Hause müsste, welches aber doch bis in die Nacht um zwei Uhr verschoben wurde. Ich glaube, dass er sich des Tages darauf nicht mehr wird viel zu erinneren wissen. Der Prinz Heinrich ist nach seinem Regiment und der General Praetorius nach Berlin gereiset, von dar er bald wegreisen wird.

Der ich mich ganz unterthänigst, u. s. w.


3_122-a Siehe Band XXVII. II, Avertissement, Art. II.