<105>sagte, der junge Prinz mit seiner Gemahlin wäre nach Neu-Strelitz, zwei Meilen von dort, und die Herzogin seine Mutter, welche in dem Hause wohnet, hätte ihm, um Staat zu machen, alle ihre Leute mitgegeben, also, dass ihr die alte Magd alleine übrig blieb. Es war noch frühe, also dachte ich, ich könnte nicht besser thun, als von der Gelegenheit profitiren, so kriegte ich Strelitz auch zu sehen. So nahmen wir Postpferde und waren zu Mittage dar. Neu-Strelitz ist eigentlich ein Dorf, dar nur eine Strasse drin ist, welche Kammerjunker, Kanzellisten und Domestiquen bewohnen, wor ein Wirthshaus drin ist. Ich kann es meinem allergnädigsten Vater nicht besser beschreiben, als die Strasse in Gumbinnen, wenn man nach dem Rathhause gehet, ausgenommen, dass kein Haus abgeweisset ist. Das Schloss ist schön und lieget an einem See, mit einem grossen Garten, so wie die Situation von Rheinsberg. Die erste Frage, so ich that, war nach dem Prinzen Mirow; so sageten sie mir, er wäre eben nach einem Orte gereiset, der heisset Kanow und lieget nur eine halbe Meile von Mirow. Buddenbrock,a welcher dorten bekannt ist, schaffte mir bei einem Kammerjunker was zu essen, dar denn der Böhme auch hinkam, welcher vor diesem Adjutant unter meines allergnädigsten Vaters Regiment gewesen ist, welcher mich gar nicht wieder gekennet, als bis ich es ihm gesagt, wer ich wäre. Selbiger hat mir erzählet, dass der Herzog von Strelitz schön nähen könnte und dass er schöne Casaquins nähete. Dieses machte mich curieux ihn zu sehen und liessen wir uns als Fremde präsentiren, welches mir auch so gut anging, dass mich keiner kennete. Ich kann ihn meinem allergnädigsten Vater nicht besser beschreiben, als den alten Stahl,a mit einer dicken blonden Abbé-Perrücke; es ist ein Herr, der sehr blöde ist; sein Hofrath Altrock saget ihm, um so zu sagen, Alles was er reden soll. Wie wir uns verabgescheidet hatten, so fuhr ich gleich weg nach Kanow, wor ich ohngefähr um sechs Uhr hinkam. Es ist ein pures Dorf, und das Lusthaus des Prinzen nichts anders, als ein ordinäres Jägerhaus, wie alle Heideläufer haben. Ich kehrte bei dem Müller ein und liess mich durch die Magd anmelden, worauf
a Siehe Band XXVI., S. 62 und 317.
a Siehe Band I., S. 263, und Band XXII., S. 210 und an.