34. AN DENSELBEN.
Cüstrin, den 22. December 1731.
Allergnädigster König und Vater,
Ich übersende meinem allergnädigsten Vater hiebei in aller Unterthänigkeit einen Brief, so ich vom Herzog von Würtemberg mit heutiger Post bekommen habe, und erwarte meines allergnädigsten Vaters Befehl, wie, oder ob ich nicht darauf zu antworten habe. Mittwoch bin ich nach Soldin gewesen, und habe bei dem Markgrafen Carl gespeiset,3_43-a und bin von dar nach Carzig gegangen, wo das neue Vorwerk künftig Frühjahr fertig wird gebauet werden. Von da bin ich Donnerstag nach Marienwalde gereiset, von wo der neue Pachtanschlag gemacht wird; es wird ein Plus von sechs hundert vierzig und einigen Thalern herauskommen; ausserdem wird ein unnützes Holz dabei gerodet, wovon der Ackerbau meinem allergnädigsten Vater gewiss zwei hundert Thaler einbringen wird. Der Landmesser, habe ich gefunden, dass er sich versehen hatte im Brachlande, und habe es alsofort nochmals vermessen lassen; auch habe zu erinnern gefunden, dass die Bauern alle Tage mit einem Pferde Hofedienste thun müssen, welches ihr grösster Ruin ist,3_44-a und habe dem Departements-Rath gesaget, ob es nicht anginge, dass sie die Woche dreimal mit zwei Pferden die Dienste thäten. Er findet solches auch, gleich wie ich; der Amtmann ist auch sehr wohl damit zufrieden, dieweil er nicht täglich die Dienste nöthig <40>hat, und wenn er sie gebrauchet, zwei Pferde ihm besser vortheln können; er will auch vierzig Stück Ochsen sich anschaffen, und ist Weide genug, um sie zu ernähren. Die Bauern sind mit diesem nicht gänzlich zufrieden; es ist aber gewiss ihr eigener Vorthel, und wann man es ihnen wird haben begriffen machen, so werden sie gewiss damit content sein. Uebrigens ist die Wirthschaft in einem recht guten Stande; der Amtmann ist ein tüchtiger Mensch und macht seine Sachen recht gut. Von da bin eine Nacht zu Cranzin bei Rohwedell3_44-b gewesen, woselbst Markgraf Carl, der Oberst Gessler und der Rittmeister Goltz auch hinkamen. Gestern bin wieder zurückgekommen und heute und morgen werde meine Andacht haben. Mittwoch werde nach Crossen reisen. Weilen mein gnädigster Vater mir erlaubet, mir eine Gnade bei Ihm auszubitten, so bitte, Er seie so gnädig und schicke mir das Reglement,3_44-c wovor ich jederzeit unterthänigst Dank sagen werde, und verbleibe stets mit ewiger Treue und unverändertem Gehorsam, u. s. w.
3_43-a Siehe Band XXVII. II, S. 17.
3_44-a Siehe J. D. E. Preuss, Friedrich der Grosse im siebenjährigen Kriege und in seinen späteren Regentensorgen. Berlin, 1855, S. 25 und 26.
3_44-b Siehe Band XVI., S. 40 und 41.
3_44-c Friedrich meint das Reglement an die ganze königl. preussische Infanterie, vom 1. März 1726, von welchem die erste Auflage den 28. Februar 1714, die zweite den 20. Februar 1718 erschienen war, und den 1. Juni 1743 eine neue verbesserte Ausgabe (sechs hundert vier und fünfzig Octavseiten) erschienen ist.