430. AN DEN ETATSMINISTER VON PODEWILS IN BRESLAU.
Lager bei Strehlen, 15. Juli 1741.
Mein lieber Geheimer Etatsminister von Podewils. Es ist Mir angenehm gewesen, dass Mich der v. Mardefeld durch Euch von der bewussten Anecdote benachrichtigen wollen279-1 und werde Ich solche bestens menagiren. Diese Sache dörfte sich vor den Champion schlecht endigen, auch wohl gar noch grössere Suiten nach sich ziehen. Inzwischen besorge Ich doch, dass ein bekannter Hof durch denselben Gelegenheit suchen wird, seine heimliche Machinationes und feindselige Intriguen gegen Mich noch weiter zu poussiren, wenigstens den russischen Hof von Mir zu alieniren, weshalb dann der v. Mardefeld mit aller Vorsicht auf seiner Hut sein muss.
Der Verlust, welchen die Engelländer bei Carthagene erlitten,279-2 wird den englischen Hof in seinen Desseins sehr derangiren und solchen etwas pliabler machen; Ich besorge jedoch, dass Ich durch einen Contrecoup darunter mit leiden dörfte, weil dieser Echec nicht nur die <280>Jalousie der Holländer gegen Engelland verminderen, sondern auch selbst den Cardinal, welcher durch die Entreprise derer Engelländer auf Carthagene sehr animiret worden, nunmehro wiederum sehr ralentiren dörfte. Ihr sollet inzwischen dem Valory über gedachten Echec von Engelland in Meinem Namen ein Compliment machen. Ich bin etc.
F.
Nach der Ausfertigung.
279-1 Mardefeld an Podewils, Petersburg, 24. Juni: „Le comte de Lynar a loué une maison tout près dujardin impérial. Depuis ce temps, la Grande-Duchesse Régente s'y va promener souvent, contre son ordinaire. Ce comte fait semblant de rechercher avec beaucoup d'empressement la favorite de la Régente (Julie von Mengden), mais ses vues vont beaucoup plus loin, et s'il réussit, ce sera quant à sa fonction future un second Biron, mais alors il donnera sûrement du nez contre terre: la Régente commence de mener le même genre de vie que sa mère faisait,étant extrêmement paresseuse, et cela va si loin qu'elle est pour la plupart en déshabillé, sans panier, un mouchoir de mousseline autour du front, et en tout décorée à la russienne. Ses dames, excepté la favorite, ne la voient souvent pas en trois heures.“
279-2 26. April 1741.