7095. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Potsdam, 24. November 1755.

Ich habe zwar mit dem sogenannten Rexin392-1 wegen verschiedener Umstände und insonderheit wegen des einen importanten, den Herrn von Celsing betreffend, davon gegen Ew. Excellenz mündliche Erwähnung gethan, gesprochen; um aber darunter mit mehrerer Sicherheit zu gehen, so habe ich von demselben verlanget, mir ein schriftliches Promemoria deshalb zu geben, so er mir auch übermorgen zu bringen versprochen hat, und Ew. Excellenz ich alsdann zu communiciren die Ehre haben werde392-2

Eichel.

Nach der Ausfertigung.

<393>

392-1 Vergl. S. 367.

392-2 In diesem Promemoria (ohne Datum und Unterschrift, von Rexin's Hand) heisst es: „Der von Celsing, als seine Indifferenz gemerket, hat mir gemeldet, wie er gerne sehete, wann fürohin Se. Majestät dem schwedischen Hofe hiervon nichts mehr mentionirten, sondern mit ihme der Sachen halber vermöge des ihme verfertigten Chiffre ganz allein correspondirten. Dass er von seinem Hofe durch den Kriegsrathspräsidenten Baron von Höpken einige ihme unangenehme Ordres müsse empfangen haben, erhellet daraus, da ich ihn gebeten, mir die Copeien derjenigen Handbillets, so er unter seinem Namen zur Bearbeitung des Werks sowohl an den Reis Effendi als den Portendolmetscher geschrieben, und welche ich allemal durchlesen, ehe sie überschicket worden, zu communiciren, er mir solches abgeschlagen und vorgewendet, wenn er mir solche communicirte, wäre er auch obligirt, solche seinem Hofe zu übersenden, welcher von allen seinen Proceduren auf das genaueste informiret sein wollte; ich habe also diese Copeien lieber nicht mitzunehmen verlanget, um sie nicht an den schwedischen Hof communiciren zu dörfen. Es hat mich auch sonsten der von Celsing auf das inständigste ersucht, die Sache dahin zu betreiben, damit sie in seinen Händen bleibe und nicht dem französischen Botschafter communicirt werde, weil er sich getraue, solche zum guten und schleunigen Ende zu bringen, wenn nur der Silihdar Aga einmal gänzlich von der Porten entfernet seie. Da es nun dermalen geschehen, so ist am guten Ausgang der Sache ganz nicht zu zweifeln; absonderlich glaube, dass der französische Botschafter viel nützliches darbei schaffen wird, indem Said Effendi als jetziger Vezier der französischen Nation ganz ungemein gewogen. Es hat mich der von Celsing dem französischen Botschafter nicht zu erkennen gegeben, und judicirte ich es auch nicht vonnöthen, dann bei seiner Ankunft die Sachen, so weit wie sie dermalen sind, schon effectuiret waren; überdies wann er, Chevalier de Vergennes, von seinem Hofe meinetwegen einige Instructiones gehabt und Se. Majestät wegen meines Aufenthalts in Konstantinopel an den französischen Hof geschrieben hätten, er, Chevalier de Vergennes, sich meiner bei Celsing von selbsten erkundiget haben würde. Ich halte immer dafür, dass, da dermalen Said Effendi Vezier und dieser Minister ziemliche Einsicht in die europäischen Staatsangelegenheiten hat, der französische Envoyé dermalen mehr als der schwedische beim Vezier Eindruck machen werde; doch wann sie beide unanimiter agiren, halte es für noch besser; dann wann der von Celsing disgustirt, könnte es uns sehr désavantageux sein, weilen der schwedische Hofe im grössten Ansehen bei der Pforte stehet und hierinne für allen anderen Höfen einen Vorzug hat.“