7293. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Potsdam, 23. Februar 1756.

Bei Gelegenheit des von Ew. Excellenz heute früh erhaltenen gnädigen Schreiben habe die bequeme Occasion genommen, bei des Königs Majestät wegen der dem Duc de Nivernois auf allergnädigsten Befehl zu communicirenden 3 Tractaten anzufragen,136-1 ob es auch Höchstderoselben Intention sei, dass gedachtem Duc zugleich auch der secrete Article des westminsterschen Tractats, die ausbenommene Garantie von Portomahon und Gibraltar betreffend, mit communiciret werden solle. Worauf des Königs Majestät zur [Antwort] ertheilet haben, wie dieser secrete Articul dem Duc de Nivernois nicht mit communiciret werden sollte, wohl aber Ew. Excellenz denselben davon sprechen und ihm allenfalls solchen auch zeigen könnten, ohne aber ihm eine Abschrift davon zu geben oder zu lassen.

So wie des Königs Majestät mir sonsten noch die Gnade gethan zu sagen, so hat mehrgedachter Duc de Nivernois gleichfalls verlanget, dass ihm bei der Abschrift erwähnter Tractate auch die Remarques communiciret werden möchten, welche nach meinem gestrigen Avertissement nach Sr. Königl. Majestät [Intention] dem Herrn von Knyphausen mit beigefüget werden sollen,136-2 worum diese Tractate nebst der Convention nichts enthielten, so Sr. Königl. Majestät Freundschaft und Liaisons mit Frankreich präjudicirlich sein könnte, welches aber des Königs Majestät decliniret und mir befohlen haben, Ew. Excellenz zu melden, wie diese Remarques nur bloss denen Abschriften vor den p. von Knyphausen in margine beigesetzet und dieser alsdenn mit instruiret werden sollte, dass er solche Remarques hiernächst zwar M. Rouillé vorlesen könne, aber keine Abschrift davon geben solle.

Der Duc de Nivernois gehet heute Nachmittag nach Berlin zurück und ist intentionniret, seinen Courier kommenden Sonnabend136-3 zurück nach Frankreich zu senden, welcher dann auch das Paquet an den Herrn von Knyphausen Sr. Königl. Majestät Intention nach zugleich mitnehmen soll, welches Ew. Excellenz wegen der an solchen zu Berlin zu expedirenden Dépêche mit den Abschriften erwähnter Tractaten und<137> beigesetzten Remarquen nachrichtlich melden sollen, damit, wie Se. Königl. Majestät vermeinen, dem Duc de Nivernois solche den Freitag bei guter Zeit bereits zugestellet werden können.

Nach denen heutigen Handschreiben des Herrn von Knyphausen an des Königs Majestät137-1 ist die Langage, so ersterem das französische Ministère hält, von der, so der Duc de Nivernois hier führet, noch sehr différent, da selbiges nach erhaltener Copie von der Convention noch immer mehr Préjudices vor Frankreich darin zu decouvriren vermeinet, und übrigens der Herr von Knyphausen die beständig continuirende Conférences und Chipotages zwischen M. Rouillé und dem Grafen von Starhemberg sehr soupçonniret. Welches Ew. Excellenz jedoch nur vor mich gehorsamst melden wollen.

Eichel.

P. S.

Ich werde die Ehre haben, Ew. Excellenz morgen Vormittag die Originale der englischen Ratification nebst der Dépêche des Michell,137-2 wovon erstere in zwei Kasten gepacket sein, zu übersenden, da heute solches die Zeit, weil alles wieder ordentlich gepacket werden muss, nicht zugeben will.

Inzwischen melde gehorsamst, wie nach der Dépêche des p. Michell137-3 ein gewisses Parlamentsmitglied, namens Mitchell, hieher destiniret ist, von dessen guten Eigenschaften und Gesinnungen erwähnter Michell viel Rühmens machet und anführet, dass er besonders von der Confiance des Lord Holdernesse, vorhin aber bei denen brüsselschen Barrière- und Commercienconferenzien137-4 einer der principalsten englischen Commissaires gewesen, auch so wenig gut österreichisch gesinnet sei, dass er den englischen Gesandtschaftsposten zu Wien, so ihm destiniret gewesen, deshalb ausgeschlagen habe.

Nach der Ausfertigung.



136-1 Vergl. Nr. 7290.

136-2 Vergl. S. 133.

136-3 28. Februar.

137-1 Vergl. Nr. 7298.

137-2 Vergl. Nr. 7299.

137-3 Bericht Michell's, London 13. Februar.

137-4 Vergl. Bd. IX, 327.