<411> und Interesse zu machen vor gut finden, solches übergebe Deroselben lediglich. So viel aber erscheinet wohl überall aus dem Betragen des Königs von Polen sowohl als seines Ministers, dass die Intentions von selbigen nicht reine gewesen und sie die ihnen nach dem Précis gegebene Lection bei der Dépêche vom 9. April 541 nicht vergessen, sondern vielmehr den üblen Willen gehabt haben, sobald sie sich nur durch gute Worte und hinterlistige Sûretés aus des Königs Händen depetriret haben würden, dasjenige in das Werk zu setzen, was der Herr von Klinggräffen in einer seiner letzteren Relationen gemeldet hat,2 um sich dadurch reichlich zu indemnisiren; dahero dann auch des Königs Majestät die sächsischen Truppen ohnmöglich und sonder Dero totalen Verderb hinter Sich lassen können. Inzwischen seind Se. Königl. Majestät ohnvergessen gewesen, Dero Operationes gegen Böhmen zu poussiren, da Sie eine starke Avantgarde unter Commando des Prinz Ferdinand von Braunschweig vorausgeschicket, um sich von denen Gorges von Böhmen Meister zu machen, welche dann auch gestern bereits bis Aussig poussiret hat,3 allda aber Halte machen und die Ankunft des Gros der Armée in wenig Tagen erwarten wird.

Ew. Excellenz werden vermuthlich schon Sr. Königl. Majestät Schreiben wegen der aus dem dresdenschen Cabinetsarchiv genommenen Acten und deren Gebrauch erhalten haben,4 und vermuthe ich, dass der Herr von Maltzahn solche bereits eingepacket und abgeschicket haben wird. Da aber auch diese Sache nicht ohne grosses Geschrei von Seiten des dresdenschen Hofes abgehen wird, so erachte meiner Schuldigkeit zu sein, Ew. Excellenz einige kleine Nebenumstände zu Dero etwaigen Direction zu melden. Man hat anfänglich, als [durch den] Generalmajor von Wylich Dresden mit vier Bataillons occupiret worden, nichts in gedachtem Archive unternommen, sondern es seind vielmehr zwei sächsische Archivbediente darin geblieben, so auch darin geschlafen haben, und hat man sich begnüget, zwei Schildwachten von aussen davor zu setzen. Nachdem auch die Königin von Polen queruliret, dass beide Schildwachten ihren Kammern zu nahe wären, hat man, nachdem erwähnte Archivbediente herausgegangen, die Schildwachten wieder abgehen lassen und sich gegnüget, die äussere Thüre des Archivs zu versiegeln. Als aber darauf der Generalmajor von Wylich die Ordre bekommen, sich einiger Acten daraus, so auf das mehrgedachte Précis Rapport haben, zu versichern, und dieser darauf den Major von Wangenheim beordert hat, die Thüren des Archivs aufschliessen zu lassen, soll dem Verlaut nach die Königin von Polen in aller Eile dazugekommen sein und die Entrée dazu durchaus nicht haben gestatten wollen, auch, als der Major von Wangenheim sich auf seine deshalb habende Ordre, so er executiren müssen, bezogen, selbst in die Nische vor der Thüre getreten seind, mit dem



1 Vergl. S. 308.

2 Bericht Klinggräffen's Wien 4. September. Vergl. S. 377

3 Vergl. S. 404.

4 Nr. 8019.