<414> wo aber solches noch nicht geschehen,1 so müsste ihm selbiges noch sonder den geringsten Zeitverlust, und zwar ohne chiffriret zu sein, zugeschicket werden, nachdem nunmehr kein Secret davon sei, da Se. Königl. Majestät solches vorhin nicht nur bereits nach Frankreich, Engelland, Holland2 und Braunschweig, sondern auch, wie gedacht, selbst des Königs in Polen Majestät durch den Generallieutenant von Winterfeldt communiciren lassen. Welches gleichfalls, wenn es noch nicht geschehen, an den p. von Plotho zu Regensburg gesandt3 und dieser mit allen Instructionen fordersamst weiter versehen werden müsste, nachdem seinem anliegenden Berichte nach4 die Oesterreicher und Sachsen auf dem Reichstage so sehr zu remuiren anfingen.
Ueberhaupt haben des Königs Majestät gegen mich declariret, dass da die Kaiserin-Königin Sie Schlechterdinges zu dem Kriege forciret hätten (welchen Sie, wenn es auch sonsten Dero Intention jemalen gewesen, Krieg zu haben, gewiss in gegenwärtigen Conjoncturen nicht angefangen haben würden) und Sie also nothwendig Sich von Sachsen versichern müssen, von welchem allen Ew. Excellenz die Gründe und die öffentliche und geheime Procédés, wie der wienersche Hof sich dabei genommen, zur Gnüge und überflüssig bekannt wären, Se. Königl. Majestät dennoch Sich weder zu agrandiren, noch das geringste weiter, als einen sicheren Frieden zu haben, verlangeten. Wenn Frankreich allen Krieg zu Lande zu evitiren wünschete, so würde es demselben ein leichtes sein, den wienerschen Hof dahin zu bringen, dass solcher zu einem beständigen und sicheren Frieden die Hand bieten müsste, da Se. Königl. Majestät nichts von ihm verlangeten, als in Friede und Ruhe und sonder alle Bisbilles leben zu können, und dieser Krieg aus dem alleinigen But angegangen wäre, um einmal einen sicheren Frieden mit dem österreichischen Hause zu haben, und mit Sachsen stünde alles leicht zu accommodiren, welches sich durch die üblen Tours, so dessen Minister seit so vielen Jahren her hinterlistig, dabei aber auch recht grob gespielet, das jetzige Ungemach selbst zugezogen habe, da Se. Königl. Majestät sonst gnug dargethan und dem König von Polen noch in jetziger Crise bezeiget, wie Sie nichts mehr wünscheten, noch haben wollten, als mit ihm in guter Harmonie und Einigkeit zu leben.
1 Die Mittheilung war bereits durch ein Postscript zu dem Ministerialerlass vom 18. September erfolgt. Vgl. Nr. 8028.
2 Vergl. Nr. 7936. 7948.
3 Demgemäss Ministerialerlass an Plotho, d. d. Berlin 21. September.
4 Plotho berichtet, Regensburg 13. September, über eine Conferenz des Kaiserlichen Concommissars Graf Seydewitz mit dem chursächsischen Comitialgesandten von Ponickau: „So viel davon, nicht sonder Zuverlässigkeit, in Erfahrung gebracht, so hat der Graf von Seydewitz dem p. von Ponickau sehr angelegen und angerathen, die Einrückung Ew. Königl. Majestät Truppen in die chursächsische Lande beschwerend schriftlich an das gssammte Reich zu bringen, mit Versicherung, dass ein hierzu nöthiges Kaiserliches Commissionsdecret nicht entgehen sollte. Es hat auch der p. von Ponickau deshalb des folgenden Tages seinen Cancellisten als Courier nach seinem Hofe abgeschicket.“