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8108. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHWALDT IN KÖNIGSBERG.

Lehwaldt berichtet, Königsberg 17. September : „Ew. Königl. Majestät muss von hiesiger Situation der Sacher berichten, dass alles noch in voriger Position sei. Die Russen stehen noch bei Riga und weiter nach Reval zu, 60,000 Mann stark, und es werden die Winterquartiere für sie in Livland und Kurland gemacht. Sie exerciren von früh morgens bis in die Nacht. Der sächsische Major Brinck von der grossen Garde hat mir als ein vernünftiger Officier versichert, dass ihre neu ausgezogene Grenadier recht was schönes an Mannschaft, Zucht und Adresse sei; auch habe er seit einem Jahr die Russen so verändert gefunden, dass, da sie sonst eine Stunde zugebracht, ein Bataillon zu formiren, sie es jetzo hurtig zu machen wüssten … Der schwedische Obriste Graf Horn1 ist dieser Tagen aus Petersburg kommend hier durch nach Berlin passiret und hat Briefe an Ew. Königl. Majestät. Er versichert, dass die Russen incapable wären, was anzufangen, sowohl wegen des innerlichen Zustandes als der Finanziell halber. Er glaube noch, dass sich der Hof eher vor Engelland als Frankreich delariren werde, indem die Prinzessin von Holstein ganz englisch gesinnet sei, viel zu sagen habe und mit dem Favorit Schuwalow in gutem Vernehmen stände. Douglas habe von des Bestushew's Krankheit profitiret und währender Zeit den Schuwalow gewonnen, mit dem Woronzow aber die ganze Sache gekartet.2 Nachdem nun aber der Bestushew wieder ausginge, so habe sich solcher mit dem Schuwalow völlig raccommodiret, und Wilhams sei oben drauf; so lange auch Bestushew lebe, sei nicht daran zu gedenken, dass die französische Partie die Oberhand behalten werde. Particuliernachrichten, so ich durch Ausgeschickte erhalten, versichern sämmtlich, dass keine Anstalten zum Marsch oder Magazins, weder in Kurland noch an den polnischen Grenzen, gemacht würden, obgleich russische Corps bei Riga, Starodub, Smolensko und Kiew parat stünden. Die

Hauptquartier Sedlitz, 24. September 1756.

Mir ist Euer Schreiben vom 17. dieses richtig eingeliefert worden. Dasjenige, was Euch der sächsische Major Brinck von denen Russen angeben wollen, ist wohl nichts anders als eine Prahlerei gewesen, so denen Sachsen gar gewöhnlich ist, und wodurch dieser sich bei Euch gelten machen wollen; was Euch aber der Graf Horn bei seiner Durchreise gesaget, solches ist gewiss richtig, wie Ich andere Meine gleichstimmende Nachrichten habe, und könnet Ihr persuadiret sein, dass der petersburgische Hof über die Démarches, so Ich nothwendig thun müssen, in grossem Embarras ist;3 alles, was auch endlich von solchem geschehen kann, ist, dass selbiger 30 bis 40,000 Mann wird an denen dortigen Grenzen und Gegenden campiren lassen, und dass solcher überdem etwa ein Auxiliarcorps von 30,000 Mann denen Oesterreichern schicken wird, so das reelle sein dörfte, so finalement herauskommen wird.

Ihr thut inzwischen sehr gut, dass Ihr Eure Magazins zu machen anfanget und continuiret, wozu Ich Euch die 400,000 Thaler mitrechne, so nächstens von Berlin aus nach Hinterpommern an des Erbprinzen von Darmstadt Corps geschicket werden sollen,4 da es bisher aus einem Missverstande noch nicht geschehen ist; und ob



1 Vergl. S. 41. 408; Bd. XII, 492.

2 Vergl. S. 149.

3 Vergl. S. 40. 103.

4 Vergl. S. 450.