7806. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.

Potsdam, 4. August 1756.

Sr. Königl. Majestät Befehl zufolge soll ich an Ew. Excellenz melden, wie Dieselbe dem Herrn Mitchell sowohl die letztere ganze Dépêche vom 28. voriges des Herrn von Klinggräffen zu Wien175-1 als die von dem Herrn Baron von Knyphausen [vom 25.],175-2 desgleichen auch von dem Benoît zu Warschau gestern angekommene vom 28. vorigen Monates175-3 communiciren und lesen lassen möchten, zumalen des Königs Majestät nicht zweifelten, dass Ew. Excellenz die Duplicata desfalls zugekommen sein würden.

Die hierbei zurückerfolgende Pièce175-4 habe Gelegenheit gehabt, des Königs Majestät zu zeigen, die dann nicht wohl begriffen, was solche Charteque sagen wollen, indess mit Ew. Excellenz glauben, wie es möglich sei, dass selbige von dem bekannten Wrangel kommen können, da Sie denselben hier bei der einigen Conversation175-5 vor einen sehr evaporirten Menschen und dem der Kopf zu Zeiten verdrehet sein mag, kennen lernen. Die Umstände in Schweden und das Betragen der Königin, davon der Graf Solms in seiner letzteren Dépêche Erwähnung gethan,175-6 haben des Königs Majestät recht sehr affligiret, und kann ich Ew. Excellenz zu versichern die Ehre haben, dass Se. Königl. Majestät es an keinem Erinnern, Bitten und, wann ich es so nennen darf, Flehen ermangeln lassen, die Königin sowohl Selbst als durch den Grafen Solms zur Modération und zu Vermeidung alles Aigreurs und was der Nation anstössig sein kann, anzumahnen,175-7 auch ihr die Suites davon, und dass Se. Königl. Majestät ihr alsdenn nicht im geringsten würden helfen können, reine heraus zu sagen.

Ich habe des Königs Majestät hinterbracht, was Ew. Excellenz mir wegen der ausgefertigten Circulairrescripte175-8 bekannt zu machen geruhen wollen, wovon Höchstdieselbe zufrieden gewesen.

Ausserdem und was ich Ew. Excellenz wegen der Communication der Antwort von der Kaiserin-Königin an M. de Valory melden müssen,175-9 haben des Königs Majestät mir gesaget, wie Dieselbe glaube<176>ten, dass Ew. Excellenz nunmehro auch wohl gedachten Marquis de Valory die letztere an den von Klinggräffen ergangene Dépêche wegen Erhaltung einer näheren Declaration von der Kaiserin vorlesen, als welches Ausdruckes Sie Sich bedienet, könnten, da der damit nach Wien geschickte Courier nun schon fast zwei Tage damit unterwegens sei und also solchen Vorsprung habe, dass ein anderer oder eine Estafette solchem nicht mehr präveniren könne. Wann ich aber den Ew. Excellenz von mir letzt gemeldeten Umstand considerire und dass einem Courier gar leicht ein Accident arriviren kann, so ihn aufhält, und dass, wenn auch der Herr von Klinggräffen in sechs Tagen seinen Courier bekommet, er dennoch wegen des Ceremoniels noch 2 à 3 Tage haben muss, ehe er zur Audienz kommet, so bin vor meine Wenigkeit der ohnvorgreiflichen Meinung, wie es nicht hindern noch schaden werde, wann auch der Marquis de Valory es einen Tag später wie morgen oder übermorgen erfahren wird, was der Einhalt der Dépêche sei. Dass indessen der Graf Puebla mit Absendung derer Estafettes von Baruth aus fleissig continuire, solches werden Ew. Excellenz aus beiden anliegenden Schreiben des Postamts zu Mittenwalde176-1 zu ersehen geruhen.

Der Herr von Klinggräffen meldet inzwischen in einem Postscripto ad manus,176-2 dass die von ihm vorhin begehrte Declaration nicht ohne Impression geblieben sei und die Kaiserin an die Mauer gesetzet hätte; inzwischen die Militärarrangements einen Weg wie den anderen fortgingen, obschon täglichen Changements unterworfen wären. Bei welcher Gelegenheit ich dann nicht unterlassen kann, Ew. Excellenz zu melden, dass dasjenige, so auf Sr. Königl. Majestät Verlangen letzthin wieder in denen Zeitungen inseriret worden,176-3 die reine Wahrheit und nichts dabei brodiret noch exageriret sei, und solches alle gute und sichere Nachrichten, auch selbst von dem Klinggräffen, confirmiren, so dass man sicher darauf rechnen kann.

Was ohnlängst von Seiten des Bischofs von Krakau unternommen worden und was des Königs Majestät deshalb befohlen, solches werden Ew. Excellenz aus einem von dem Etatsminister von Schlabrendorff erstatteten und im Paquet befindlichen Bericht und der höchsteigenhändigen Beischrift zu ersehen geruhen, davon die Ordres schon ergangen seind.176-4 Ich lege es nur deshalb bei, damit, falls Ew. Excellenz auch sonst nicht nöthig zu sein erachteten, etwas weiteres deshalb zu veranlassen, Dieselbe dennoch au fait davon sein möchten, falls deshalb ein mehreres vorkäme …176-5

Eichel.

Nach der Ausfertigung.

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175-1 Vergl. Nr. 7815.

175-2 Praes. 3. August. Vergl. Nr. 7811.

175-3 Vergl. Nr. 7812.

175-4 Dieselbe liegt nicht vor.

175-5 Vergl. S. 75.

175-6 Vergl. Nr. 7804.

175-7 Vergl. S. 9. 154; Bd. XII, 514.

175-8 Vergl. S. 162.

175-9 Vergl. S. 170.

176-1 D. d. Mittenwalde 1. und 3. August.

176-2 Vergl. Nr. 7S15.

176-3 Vergl. S. 161.

176-4 Vergl. Nr. 7792.

176-5 Der Schluss des Schreibens enthält Privatsachen von keiner Bedeutung.