7911. AN DEN GENERALFELDMARSCHALL VON LEHVVALDT IN KÖNIGSBERG.
Lehwaldt berichtet, Königsberg 20. August: „Sobald ich positive Nachricht von ihrem [der Russen] Marsch erhalte, so werde sofort die Regimenter aus Pommern kommen lassen, und im Fall nichts von Kurland nach Litthauen zukommt, mit der Armée an der polnischen Grenze m der Gegend von Angerburg und Dar- | Potsdam, 25. August 1756. Ich habe Euer Schreiben vom 20. dieses wohl erhalten. So viel die Nachrichten betrifft, welche Euch von dem Aufenthalt des russischen Obristen275-4 von Weymarn |
kennen auch zusammenziehen; alsdann aber suchen, ihnen in Polen eines anzuhängen.276-1 Ware aber ein Corps Russen gegen Litthauen im Anmarsch oder dort postiret, so werde mit der Armée am Memelfluss bleiben und nur à la sourdine ein Corps, den Coup in Polen zu machen, detachiren. Im ersten Fall, auch wenn ich an der polnischen Grenze mich zusammenziehe, werde doch was gegen Kurland stehen lassen.“ | zugekommen seind, da werdet Ihr aus dem in Abschrift anliegenden Bericht mit mehreren ersehen, was Mir wegen dessen Aeusserungen und Verrichtungen aus Warschau gemeldet worden ist,276-2 aus welchen es fast das Ansehen gewinnet, als ob solche mehr gewisse Particulärangelegenheiten als sonsten ein anderes Objet zum Grunde haben. Inzwischen Ihr recht wohl gethan habet, Eure Précautions deshalb zu nehmen und den Major von Lockstedt der Orten von Selva276-3 zu schicken, um allda nähere Nachrichten einzuziehen, und Eure Précaution wegen der künftigen Zeiten zu nehmen, wenn die Russen ein Corps Truppen, durch Polen schicken wollten; denn wenn solches jetzo geschehen sollte, es nicht anders sein könnte, als um der Königin von Ungarn zu Hilfe zu kommen. Zwar ist es an dem, dass jetzo die Actien derer Engelländer an dem petersburgischen Hofe zu steigen anfangen und sie mehr Credit bekommen,276-4 so weit aber ist es noch gar nicht, dass die Russen Auxiliärtruppen nach Hannover schicken sollten, da Ihr dann auch, wenn dergleichen vorgegeben wird, solchem keinen Glauben beilegen, viel[mehr] gewiss sein könnet, dass wenn die Russen unter solchem Prätext Truppen sammlen und detachiren wollen, alsdenn darunter gewiss ein anderes Dessein verborgen ist und sie üblen Willen haben. Sonsten approbire Ich die von Euch auf solchen Fall gemachte Disposition sehr; weilen es aber bei einem solchen Coup viel darauf ankommet, dass man das Terrain, Gegenden, auch Steg und Wege gut kennet, welches insonderheit bei solchem Coup sehr nöthig ist, so wird es gut sein, wenn Ihr von denen polnischen Officiers derer dortigen Regimenter, die Einsicht und Capacité dazu haben, unter dem scheinbaren Prätext, ihre Verwandte zu besuchen, oder anderer Geschäfte halber nach denen Orten und Wegen schicken werdet, um auf den Routen, wo die Russen herkommen, als der Gegend von Grodno und so weiter hin, und die sie allemal zu halten pflegen, wenn sie in Polen einmarschiren, das Terrain und die Passages zu recognosciren und solche recht kennen zu lernen, auch zu erfahren, wo und wie sie sonsten Magazins gemachet oder auch bestellet haben, damit sie sich alles wohl inprimiren und Euch davon informiren können, indem die Russen, wenn sie der Gegend Smolensk ein Corps Truppen versammlen und durch Polen schicken wollen, sie gewiss dieselben Routen wie vorhin nehmen werden.276-5 Friderich. |
Nach dem Concept.
<277>275-4 Sic. Vergl. S. 180.
276-1 Vergl. S. 187.
276-2 Bericht Benotts, Warschau 18. August.
276-3 Sic. Wohl Szawle oder Suwalki.
276-4 Vergl. S. 269. 270.
276-5 Gemeint ist der Marsch vom Jahre 1748. Vergl. Bd. VI, 606.