7973. AN DEN ETATSMINISTER GRAF PODEWILS IN BERLIN.
Torgau, 3. September 1756.
Ew. Excellenz übersende gehorsamst hierbei die Antwort von Sr. Königl. Majestät auf die beiden Schreiben von des regierenden Herzog von Württemberg Durchlaucht, so der Herr Hochstetter Ew. Excellenz ohnlängst abgeliefert und von Deroselben an mich adressiret worden.336-3 Da ich glaube, dass des Herrn Herzogs Durchlaucht von der Antwort auf beide Schreiben, so in eines zusammengefasset, zufrieden sein werde, so stelle Ew. Excellenz ganz gehorsamst anheim, ob Dieselbe dem Herrn Hochstetter solches zur weiteren Besorgung zusenden lassen wollen, inzwischen ich das Original des einen Schreibens336-4 wegen seines interessanten Einhaltes beikommendem Paquete mit beigefüget habe, um solches allenfalls asserviren zu lassen.
Das in erwähntem Paquete eingelegte Schreiben von dem Herzog von Braunschweig ist mit einem andern eigenhändigen Schreiben von demselben so offen, wie es ist, hier angekommen. Der Herzog führet in dem beigefügten Postscripto die Ursache davon an;336-5 des Königs Majestät haben ihm aber vor sich nichts weiter geantwortet,336-6 als dass wegen Dero jetzigen vielen Occupationen Sie Sich lediglich auf Dero vorige Schreiben beziehen müssten. Von Ew. Excellenz Gutfinden wird es also dependiren, ob und was dem Herzog sonsten auf das eingelegte Schreiben zu antworten sein dörfte.
Wegen der von dem Benoît eingelegten Sachen beziehe mich auf die solchen beigefügte königliche Ordre;336-7 Höchstderoselben Intention ist sonsten, dass dem Kronfeldherrn auf das allerpolieste und mit vielen obligeanten Ausdrücken über dessen Personnel geantwortet werden solle,<337> um ihn in den guten Sentiments gegen Se. Königl. Majestät zu erhalten, so der Benoît von ihm praeconisiret.337-1
Wider alles Vermuthen ist der englische Minister Stormont337-2 noch wirklich gestern allhier angekommen. Da des Königs Majestät selbigen heute Vormittag sprechen werden, so bin noch nicht im Stande, so wenig von dessen Mitbringen, als von der erhaltenen Antwort etwas zu melden.
Des Königs Majestät seind sonsten gestern Mittages nach einem ziemlich beschwerlichen Marsch mit einigen Regimentern hier angekommen und haben heute allhier Ruhetag gemachet, brechen aber morgen mit dem frühesten weiter vorwärts von hier auf.
Welchergestalt der dresdensche Hof den Einmarsch der königlichen Truppen aufgenommen und angesehen hat, solches werden Ew. Excellenz aus denen verschiedenen Depeschen, so der Herr von Maltzahn deshalb eingesandt hat, zu ersehen geruhen; des Königs Majestät aber haben bisher noch nicht vor gut gefunden, demselben über solches Sujet etwas zu antworten. Die Consternation deshalb soll inzwischen bei dem dresdenschen Hofe gross, demohnerachtet aber des Königs von Polen Majestät entschlossen sein, die hiesigen Lande nicht quittiren, sondern bei Dero Truppen allenfalls bleiben zu wollen.
Es wäre wohl sehr zu wünschen, als es gar nicht zu hoffen stehet, dass die Kaiserin-Königin noch auf die letztere, von dem Herrn von Klinggräffen zu thuende und vermuthlich nun schon geschehene Déclaration337-3 annoch einen billigen Entschluss fassete und diejenige Antwort von sich stellete, so des Königs Majestät nochmals von ihr fordern, indem Höchstdieselbe noch in dem festen Entschlüsse sein und letzthin, so zu sagen, fast publiquement declariret haben, dass, wenn solches annoch geschehen und die Kaiserin die verlangte Erklärung thun sollte, so dass des Königs Majestät die desiderirte Sicherheit dabei fänden, Sie noch zur Stelle Halt machen, die Waffen niederlegen und alles in dem vorigen Ruhestande lassen, auch die wegen der Veranstaltungen zum Kriege gemachte beträchtliche Kosten généreusement sacrifiiren wollten. Sollte es wider alles vernünftige Vermuthen geschehen, dass die Kaiserin dergleichen Erklärung, wie sie der König verlanget, thäte, so wäre wohl zu wünschen, dass solches baldigst geschähe, ehe die Sachen zu grösseren Extremitäten kommen, als welches sonsten in wenigen Tagen ohnausbleiblich geschehen muss und wird.
Nachdem ich vorstehendes bereits geschrieben, haben des Königs Majestät den Lord Stormont gesprochen, ohne, wie ich vernehme, mit ihm in einiges Detail seines Anbringens zu entriren, vielmehr haben Sie selbigen an den Feldmarschall Keith adressiret, um sich gegen denselben weiter zu expliciren, wonächst Sie ihn nochmalen sprechen werden.
<338>Soeben, da dieses schliesse, erhalte par estafette Ew. Excellenz Schreiben an des Königs Majestät nebst der Einlage von M. Mitchell,338-1 sowie auch dasjenige mit dem starken Paquet, welches alles des Königs Majestät zugesandt, die mir darauf befohlen, Dieselbe morgen daran zu erinnern.
Eichel.
Nach der Ausfertigung.
336-3 Vergl. Nr. 7974.
336-4 Schreiben des Herzogs, Ludwigsburg 19. August. Ueber den Inhalt vergl. S. 339 Anm. I.
336-5 Diese „offene“ Antwort des Herzogs auf die hannoverschen Propositionen sollte nach Meinung des Herzogs vom Könige dem Ministerium in Hannover übersandt werden.
336-6 Vergl. Nr. 7972.
336-7 Vergl. Nr. 7971.
337-1 Demgemäss Ministerialerlass an Benoît, d. d. Berlin 4. September.
337-2 Vergl. S. 325.
337-3 Vergl. Nr. 7914.
338-1 Vergl. Nr, 7975.