8250. AN DEN GENERALLIEUTENANT PRINZ MORITZ VON ANHALT-DESSAU IM LAGER BEI KÖNIGSTEIN.
Hlinay, 24. [October 1756].
Um dass Sie wissen, was hier vorgefallen ist, so berichte Ihnen, dass ich meine Armée von Lobositz zurückgezogen habe, ohne dass sich Feind hat sehen lassen. Die Dispositions seind so gewesen, dass wir hätten bestehen können; allein es hat sich nichts sehen lassen.<570> Heute stehen 1,000 Husaren und 1,600 Panduren eine Viertelmeile vor meinen Vorposten; aber diese können mir nichts schaden. Ich bleibe morgen noch hier stehen, denn kein Oesterreicher muss glauben können, dass Preussen vor ihm laufen. Den Posten von Tetschen habe ganz geruhig nach Schandau gezogen. Morgen stösset Zieten und Manstein zu mir. Den 26. marschiren nach Neudorf in ein sehr schönes Lager; den 27. bin ich zwischen Schönwalde und Hellendorf und werde von dar die Cavallerie, schwere Artillerie und Bagage nach Sedlitz schicken, wegen Mangel der Fourage. Hier ist alles reine aufgezehret, so dass ich zweifle, dass Brodkorn vor die Einwohner bleibet, viel weniger vor ein Corps, das den Winter hier passiren soll.570-1 Nach Schlesien muss ich bald was detachiren, ingleichen nach das Voigtland. Bei Schönwalde kann ich nicht cantonniren, weilen es an Dörfer fehlet, und muss man sich in Sachsen setzen, vornehmlich auf Schlesien, das Voigtland und die Lausnitz denken. Bei meiner Armée, ausser weniger Desertion, noch ist alles gut und in gutem Stand.
Kommen Sie den 27. nach dem Lager von Schönwalde, aber nehmen Sie Bedeckung mit Sich; so werde Ihnen ein mehreres sagen. Dagegen, denke ich, werden Sie mit Ihren lieben Sachsen zu Stande gekommen seind. Ich bin mit vieler Estime Ihr guter Freund
Friderich.
Nach der Ausfertigung im Herzogl. Haus- und Staatsarchiv zu Zerbst. Eigenhändig.
570-1 Vergl. S. 505.