<416> der Feind auch siehet, dass wir mit 50,000 Mann dastehen, so habe Ich noch den Zweifel, ob wir sie dadurch hindern werden, dass sie nicht 30,000 Mann nach Kolin detachiren.

Ihr werdet selbst zugeben, dass eine solche Entreprise wie diese eine sehr grosse Ueberlegung aller dabei vorkommenden Umstände erfordert, um nicht gleich zu Anfang der Campagne einen faux pas zu thun; wir kommen gewiss hinein, wir müssen aber bedenken, wie wir nachher subsistiren, damit, wenn es dem Feinde gefallen sollte, ein paar seiner uns zu abandonnirenden Magazine zu verbrennen, wir dadurch nicht in den Nothzwang gesetzet werden, uns geschwind nach denen Grenzen wieder zurückzuziehen,1 welchem Umstände wir uns jetzo nicht exponiren müssen.

Dieses alles hat Mich auch bewogen, Euch den Generalmajor von Goltz hinzusenden, um Euch alle diese Schwierigkeiten zu machen und mit Euch zu discutiren, und kann Ich Mich auch zu nichts eher determiniren, bevor Mir diese Difficultäten nicht gehoben werden und Ich gewiss weiss, dass wenn die Sache einschlaget, dabei zehnmal mehr zu gewinnen, als zu verlieren.

Von Bunzlau nach Kolin zu marschiren, ist gut, aber es ist sehr nahe an Frag und viel risquiret; Ich vermeinete also, dass die Elbe lieber zwischen Pardubitz und Prag zu passiren und Pontons deshalb mitzunehmen, um nicht so nahe an Prag zu kommen. Um auch von denen Höhen bei Kolin Avantage zu ziehen, müssten Mortiers und Bomben mitgenommen werden, welches aber den Marsch langsamer machet.

Ich muss bekennen, dass, so sehr gerne Ich wünschete, dem Feind einen grossen Schaden anhaben zu können, Ich dennoch bis dato das Projet von fast ohnübersteiglichen Schwierigkeiten finde.

Dabei Ich Euch nicht verhalten kann, dass der Feind, wenn Ich auch wenig sage, 20,000 Mann in der Lausnitz herumstehen hat, und dass mit 16,000 Mann dagegen offensive zu agiren, schon sehr schwer halten wird, zu geschweigen, dass unsere Rekruten noch nicht im Stande seind, offensive zu agiren. Ihr müsset hierbei noch consideriren, wie difficil es angehe, aus der Spitze von Zittau zu detachiren, ohne zu risquiren, dass uns der Feind von Rumburg oder der Orten tournire und dass, wenn derselbe sein Corps bei Reichenberg zusammenziehet, uns es schwer werde, die Fourage und Subsistance nach zu bekommen. In Sachsen seind ausserdem nicht mehr als 5000 Wagens Vorspann, auf welche jedoch nicht einmal völlig gerechnet werden kann. Wann wir bei jetzigen Zeiten mit der Armée agiren wollen, so können wir solches, unter 8000 Wagens Vorspann zu haben, nicht thun, da dann gleich 3000 ausfallen, ohne was sonst abgehet. Dieses alles meritiret, in Consideration gezogen zu werden.



1 Vergl. S. 400.